Background Image
Previous Page  15 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 15 / 36 Next Page
Page Background www.arbeiterkammer.at

Wirtschaft & Umwelt 4/2016

Seite 15

EU-Aktionsplan

Arbeit in der Kreislaufwirtschaft

D

ie Europäische Kommission verspricht

in der Einleitung zum Aktionsplan der

EU für die Kreislaufwirtschaft: „Sie wird lo-

kale Arbeitsplätze auf allen Ebenen schaf-

fen und die Integration und den sozialen

Zusammenhalt fördern.“ Das klingt viel-

versprechend, würde doch nicht nur die

Ressourceneffizienz erhöht, sondern auch

die angespannte soziale und politische

Lage in Europa entschärft werden. Lokale

Arbeitsplätze erzeugen ein Bild räumlich

breit gestreuter Beschäftigungsmöglich-

keiten. Auf allen Ebenen wird in der engli-

schen Version des Papiers mit „at all skills

levels“ präzisiert. Und die Förderung von

Integration und sozialem Zusammenhalt

könnte für zusätzliche gute Arbeitsplätze

stehen. Soweit das interessenpolitische

Wunschdenken. Tatsächlich lässt sich

über die potenziellen Wirkungen des Akti-

onsplans noch wenig sagen, weil die meis-

ten Vorhaben erst ausgearbeitet werden

müssen. Vorschläge für konkrete Maßnah-

men sollen in naher Zukunft nachgereicht

werden. Davon wird zunächst abhängen,

in welchen Bereichen Investitionen mobili-

siert und neue Beschäftigungsmöglichkei-

ten geschaffen werden können.

Der AK-Beitrag zur Diskussion über Green

Jobs hat gezeigt, dass Arbeitsplätze in

der Umweltwirtschaft nicht unbedingt

mit guter Arbeit gleichzusetzen sind. Die

Schwerpunkte – End of pipe, Vermeidung

von Abfällen entlang der gesamten Wert-

schöpfungskette etc. – werden insofern

auch über die Beschäftigungsqualität ent-

scheiden. Schlussendlich müssen in einer

gesamthaften Beurteilung auch makro-

ökonomische Zusammenhänge berück-

sichtigt werden. Die Kommission zitiert in

ihrem Aktionsplan die Gemeinschaftsvisi-

on von McKinsey, dem Stiftungsfonds für

Umweltökonomie und Nachhaltigkeit und

der Ellen MacArthur Foundation zur Um-

setzung einer europäischen Kreislaufwirt-

schaft. Auf der Grundlage von massiven

Investitionen in die Umwälzung von Mobi-

lität, Ernährung und Bauen wäre demnach

ein zusätzliches BIP-Wachstum von bis

zu sieben Prozentpunkten bis 2030 mög-

lich. Unabhängig von den – im Papier

selbst thematisierten – Unsicherheiten

derartiger Prognosen bleibt als Botschaft

die Notwendigkeit einer klaren Investiti-

onsorientierung in Europa. Die Mittel aus

der Forschungsförderung, dem Kohäsi-

onsfonds und der Europäischen Inves-

titionsbank (EIB) werden nämlich für das

visionäre politökonomische Großprojekt

schwerlich reichen.

Über die potenziellen Beschäftigungswirkungen des

Aktionsplans lässt sich noch relativ wenig sagen, weil die

meisten Vorhaben erst ausgearbeitet werden müssen.

Vielleicht mehr Arbeitsplätze in der Umweltwirtschaft – aber auch bessere?

*Mag. Florian Wukovitsch

ist

Referent für ökologische Ökonomie

und Umweltpolitik der Abteilung

Umwelt & Verkehr der AK Wien.