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heitlichen Auswirkungen hätte. Und:

Je höher die Konzentrationen, desto

größer das Gesundheitsrisiko.

Nicht zuletzt fußt die im Jahr 2013

durch die WHO/IARC (Internationale

Krebsagentur) erfolgte Einstufung von

Luftverschmutzung als eindeutig krebs-

erregend auf den Erkenntnissen zu

Feinstaub.

Nachdem in den letzten Jahren der

Blick fast immer auf den Staubteilchen

lag, ging die Bedeutung gasförmiger

Schadstoffe in der öffentlichen Diskus-

sion unter. Ganz zu Unrecht, denn das

Reizgas Stickstoffdioxid (NO

2

) wirkt

auf Augenbindehäute und die Schleim-

haut im gesamten Atemtrakt. NO

2

führt

zu Entzündungsreaktionen in Atem-

wegen und verstärkt die Reizwirkung

anderer Luftschadstoffe. In der Folge

können Husten, Bronchitis, steigende

Anfälligkeit für Atemwegsinfekte sowie

Lungenfunktionsminderung auftreten.

Weiters nehmen auch Herz-Kreislauf-

Erkrankungen und Sterblichkeit mit hö-

heren NO

2

-Konzentrationen zu. Analog

zu Feinstaub sind die wissenschaftli-

chen Befunde zahlreich und eindeutig.

Ein ebenso gesundheitsrelevantes

Reizgas ist Ozon, das sich bekanntlich

aus den Vorläuferstoffen Kohlenwas-

serstoffe und Stickstoffoxide unter Ein-

wirkung von UV-Strahlung bildet. Ob-

wohl die Emissionen der Vorläufersub­

stanzen zurückgegangen sind, ist das

Ozonproblem weiterhin ungelöst - wie

man im heißen Sommer 2015 mit Über-

schreitungen der Ozon-Alarmwerte se-

hen konnte.

Mehr noch: Bedingt durch den Kli-

mawandel werden zukünftig Hitzewel-

len häufiger und mit ihnen hohe Ozon-

konzentrationen. Während bereits der

Hitzestress das Herz-Kreislaufsystem

stark fordert und das Sterberisiko er-

höht, belasten die gleichzeitig auftre-

tenden hohen Ozonkonzentrationen

den Organismus zusätzlich: Laut WHO

(2008) sind in Europa rund 21.000 vor-

zeitige Todesfälle und rund 14.000 Spi-

taleinweisungen (Atemwegsprobleme)

pro Jahr auf die Ozonbelastung zurück-

zuführen.

Gesundheitskosten

Obwohl schon lange umfangreiche

Ergebnisse zu den Gesundheitseffek-

ten vorliegen, konnte die Tragweite des

Problems erst über die Quantifizierung

der Krankheitslast durch die Luftver-

schmutzung verstärkt in die Öffentlich-

keit transportiert werden. Aus abstrak-

ten Dosis-Wirkungskurven wurde die

Anzahl von Personen berechnet, die

an Feinstaubbelastung erkranken bzw.

versterben, und die dadurch entstehen-

den volkswirtschaftlichen Kosten.

Erste Schätzungen der Gesundheits-

folgen durch Luftverschmutzung beleg-

ten bereits vor knapp 20 Jahren, dass

jährlich rund 5.600 Menschen in Öster-

reich feinstaubbedingt (PM10) vorzeitig

versterben. Insgesamt errechneten sich

Kosten von bis zu 6,7 Milliarden Euro für

die Krankheits- und Todesfälle.

Im Clean Air for Europe-Programm

(2005) wurden die Einbußen an Lebens-

zeit aufgrund der Feinstaubbelastung

(PM

2,5

) für Österreich durchschnittlich

mit acht Monaten beziffert. Seither lie-

gen weitere Abschätzungen vor, die alle

zeigen, dass die Folgen für die Bevölke-

rungsgesundheit jedenfalls beträchtlich

sind.

Erfreulicherweise ist umgekehrt

nachgewiesen, dass Maßnahmen zur

Senkung der Luftschadstoffe Leben

retten können. In Wien ließen sich z.B.

jährlich bis zu 335 Todesfälle vermeiden,

wenn die PM10-Belastung um 5 µg/m³

reduziert würde (APHEIS-Projekt).

Schwerpunkt

Luftverschmutzung

www.ak-umwelt.at

Jede auch noch so kleine Verringerung von

Luftschadstoffen bedeutet mehr

Gesundheit und höhere Lebensqualität.

Gesunde Luft

Das APHEIS-Projekt „Air Pollution and Health: A

European Information System“ untersucht Zusam-

menhänge zwischen Luftverunreinigungen und

Gesundheit in Europa.

www.apheis.com

Luftschadstoffe sind eine vermeidbare Gesundheitsgefahr

Seite 16

Wirtschaft & Umwelt 1/2016

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Fotos: iStock/Andrew Parker (1), Stock/Eduardo Luzzatti Buyé (1)