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Wirtschaft & Umwelt 1/2016

Seite 19

nische Erkenntnisse, die einen klaren

Zusammenhang zwischen Feinstaub

und vorzeitigen Todesfällen aufzeigen,

wieder hohe Aktualität. Der Anstieg

von verschiedenen Erkrankungen der

Atmungsorgane durch Luftverschmut-

zung ist bereits lange anerkannt und gut

dokumentiert (siehe Artikel auf Seite

14). Die Weltgesundheitsorganisation

WHO spricht weltweit von ca. sieben

bis acht Millionen vorzeitigen Todesfäl-

len aufgrund von Luftverschmutzung.

Für die EU schätzt die Europäische

Kommission, dass ungefähr zehnmal

mehr vorzeitige Todesfälle der Luftver-

schmutzung zuzuschreiben sind als

den Unfällen im Straßenverkehr. Der

Löwenteil kann auf Feinstaub (PM

2,5

)

zurückgeführt werden, während die

Gesundheitsschäden durch Ozon und

Stickoxide (NO

2

) vergleichsweise gerin-

ger eingeschätzt werden.

Globaler Kontext

Im Gegensatz zu den deutlichen

Verbesserungen der Luftqualität in Eu-

ropa, Nordamerika und Japan führt in

Entwicklungsländern die rapide Indus-

trialisierung im Zusammenspiel mit in-

effizienter Umweltgesetzgebung und

schwachen Institutionen zu teilweise

dramatischen Zuständen. Von Regie-

rungsseite lange totgeschwiegen, sor-

gen mittlerweile die extremen Smogepi-

soden in China, die nicht nur Großstädte

betreffen, sondern weite Regionen des

Landes einhüllen, für weltweite Schlag-

zeilen. Verlässliche Messdaten sind rar,

doch erscheint es aufgrund neuester

Informationen wahrscheinlich, dass In-

dien bei der Luftverschmutzung China

bald den Rang ablaufen könnte. Effi-

ziente Luftreinhaltung wird oft immer

noch als Bedrohung der wirtschaftli-

chen und sozialen Entwicklung gese-

hen, obwohl ein nicht unbeträchtlicher

Teil der Belastung als Folge der Armut

und des mangelnden Zugangs zu sau-

beren Energieträgern entsteht.

Quellen der Belastung

Feinstaub entsteht bei der Verbren-

nung von Kohle, Biomasse (Holz), Ab-

fällen und Diesel, sowie durch Materi-

albearbeitung in manchen Industrie­

prozessen (z.B. in der Stahl- und Ze-

mentindustrie). Zusätzlich wird aber ein

bedeutender Teil des Feinstaubs in der

Atmosphäre durch luftchemische Pro-

zesse aus anderen Abgasen gebildet,

insbesondere durch Reaktionen von

gasförmigen SO

2

- und NO

x

-Emissionen

mit Ammoniakemissionen (NH

3

), die

vorwiegend aus der landwirtschaftli-

chen Viehhaltung herrühren. Diese che-

mischen Prozesse sind seit langem be-

kannt, und man weiß, dass in Mitteleu-

ropa die Partikelbildung direkt von der

Verfügbarkeit von Ammoniak abhängt,

weshalb NH

3

-Emissionen direkten Ein-

fluss auf die Feinstaubbelastung haben.

Die geringe Größe der Partikel führt

dazu, dass solche Teilchen einige Tage

in der Atmosphäre verbleiben, bevor sie

wieder am Boden deponiert werden. In

dieser Zeit werden sie mit den Luftströ-

mungen verfrachtet, oft 1.000 bis 2.000

km (man erinnere sich an den Transport

radioaktiver Partikel nach dem Reak-

torunfall von Tschernobyl). Als direkte

Folge dieses Ferntransports tragen bei

PM

2,5

lokale Emissionen nur einen ge-

ringen Teil zur Gesamtbelastung bei,

während der überwiegende Teil von

weiter entfernten Quellen stammt.

In österreichischen Städten (siehe

Abb. Seite 20 links für die Messstel-

le Wien Rinnböckstraße) entstammen

deshalb üblicherweise nur ca. zehn

In der EU gibt es etwa zehnmal mehr vorzeitige

Todesfälle durch Feinstaub als durch Unfälle im

Straßenverkehr.

Lokale Feinstaubbelastung

Lokale Emissionen tragen nur einen geringen Teil zur Feinstaubbe-

lastung bei. Der überwiegende Teil stammt von weiter entfernten

Quellen, oft im Ausland.

Für Luftreinhaltepolitik besteht weltweit großer Handlungsbedarf

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