Schwerpunkt
Fotos: Schuh (1), umweltbundesamt (1)
Wirtschaft & Umwelt 3/2013
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Monokulturen werden spezifische Erre-
ger der angebauten Kulturen gezüchtet.
Damit kann sich der Befallsdruck von
Schädlingen auf die landwirtschaftlichen
Flächen erhöhen, dem wiederum mit
dem Einsatz von Pestiziden entgegenge-
wirkt wird. Der monokulturelle Anbau
von Mais bringt beispielsweise große
Schwierigkeiten mit dem Schadorganis-
mus Maiszünsler mit sich. Die Larven
des Maiszünslers bleiben nach der Ernte
im Boden, überwintern und schädigen
die Maispflanzen im darauffolgenden
Jahr. Die Landwirtschaft setzte auf für
die Bienen schädliche Neonicotinoide,
die als Beizmittel für Maissaatgut zur
Bekämpfung des Maiszünslers einge-
setzt wurden. Im Frühjahr 2013 wurde
von der EU-Kommission die Verwen-
dung der Neonicotinoide vorerst für
zwei Jahre verboten. In Österreich wur-
de dieses Verbot im Parlament auf drei
Jahre ausgeweitet. Bereits vor über zehn
Jahren wurde von einigen Wissenschaft-
lern die Einhaltung einer Fruchtfolge
als eine wirksame Methode gegen den
Maiszünsler empfohlen. Diese wurde
in der Praxis bislang in der biologischen
Landwirtschaft durchaus erfolgreich an-
gewendet. Mit dem Verbot der Neonico-
tinoide kann künftig auch die konventio-
nelle Landwirtschaft über eine regelmä-
ßige Fruchtfolge das Problem mit dem
Maiszünsler in den Griff zu bekommen.
Bewirtschaftungsqualität
Im Anbau von Futtermitteln bemüht
sich die EU um eine europäische Eiweiß-
strategie. Ihr Ziel ist es, künftig vermehrt
Eiweißfuttermittel in Europa zu produ-
zieren, um die Sojaimporte zu verrin-
gern.
Damit könnte auch die Bodenquali-
tät verbessert werden, zumal der Anbau
von Soja für den Boden gleichzeitig die
Versorgung mit Stickstoff gewährleis-
ten kann. Allerdings sollten für ein ak-
tives Bodenleben auch keine Pestizide
eingesetzt werden. Die Sojabohne ist
ein Schmetterlingsblütler. Diese haben
die Fähigkeit, Luftstickstoff in Form
von Knöllchenbakterien im Boden zu
speichern. Dieser Stickstoff wird von
nachfolgenden Ackerkulturen für das
Wachstum genützt. Die Sojabohne leis-
tet daher innerhalb der Fruchtfolge einen
wichtigen Beitrag für die Pflanzenernäh-
rung und kann gleichzeitig als Futtermit-
tel eingesetzt werden. Die Fruchtfolge
wirkt sich somit positiv auf das mikro-
biologische Gleichgewicht des Bodens
aus. Mit der EU-Agrarreform 2013 wird
versucht, verstärkt auf Fruchtfolge zu
setzen. Künftig sind für die vollständige
Auszahlung von Direkförderungen an
die Landwirtschaft zumindest ab einer
Betriebsgröße von zehn Hektar Acker-
fläche verpflichtend Fruchtfolgen vorge-
schrieben.
Die Nahrungsmittelproduktion, die
Produktion von Energiepflanzen und die
Versiegelung der Flächen durch Verbau-
ung stehen in Konkurrenz miteinander.
Alle benötigen die Ressource Boden. In
den Jahren 2007/2008 stiegen die Welt-
marktpreise für Grundnahrungsmittel
sprunghaft an. Diese Preissteigerungen
sind unter anderem mit der erhöhten
Nachfrage nach Agrartreibstoffen aus
Europa und den USA zu begründen.
Diese Konkurrenz zwischen „Teller“,
„Trog“ und „Tank“ wird sich künftig
Bodenverbrauch
Das Umweltbundesamt veranstaltete in Koope-
ration mit anderen Organisationen die Tagung
„Bodenverbrauch in Österreich – Versorgungs­
sicherheit in Gefahr?“
at/umweltsituation/boden
Agrar-Pauschalierungssystem
„Was die Pauschalierungsgrenzen angeht ... hier kein
gerechtes System geben wird. Das einzig gerechte
System ist ... nur die Buchführung, wo einer sagt ‚ich ver-
diene etwas‘ oder ‚ich verdiene nichts‘.“ LWK-Präsident
Wlodkowski, dlz-agrarmagazin, 30. August 2013.
Landnahme
Die Menschenrechtsorganisation FIAN be-
schäftigt sich intensiv mit dem Thema „Land-
grabbing“ – die neue Form des Kolonialismus:
Reichere Länder sichern sich landwirtschaftli-
che Flächen in ärmeren Ländern.
Ein Hektar Boden
mittlerer Qualität
kann nach west­
europäischen Ernäh-
rungsstandards zwei
Personen mit Milch-
und Fleischprodukten
ernähren.
In der EU ist die
fortschreitende Urba-
nisierung die größte
Bedrohung für land-
wirtschaftliche Böden.
Jedes Jahr gehen rund
1.000 km² an überwie-
gend sehr fruchtbaren
Böden verloren. Diese
Fläche entspricht der
Größe von Berlin und
kann rund 200.000
Personen ernähren.
60 Prozent aller in
der EU konsumierten
Agrarprodukte werden
importiert, überwie-
gend aus Ländern, wo
die Bodenfruchtbarkeit
wesentlich geringer ist.
Hintergrund
Boden und Ernährung
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Nahrungsmittelproduktion, Produktion
von Energiepflanzen und Versiegelung von
Flächen stehen in Konkurrenz miteinander
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