ie kleine Pazifikinsel Nauru
wurde in den 1970er Jahren (ge-
messen am BIP pro Einwohner)
innerhalb weniger Jahre nach Saudi-
Arabien das zweitreichste Land der Erde.
Vormals überwiegend einfache Fischer
und landwirtschaftliche Selbstversorger,
waren die damals rund 8.000 Einwohner­
Innen plötzlich fast alle Dollar-Millionäre.
Der schnelle Reichtum Naurus basierte
jedoch nicht etwa auf Erdöl, sondern auf
dem Boden der Insel, welcher aufgrund
seines äußerst hohen Phosphatanteils
schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts
einen weltweit begehrten Grundstoff
in der Düngemittelindustrie darstellte.
Der Wohlstand Naurus selbst hielt aber
erst nach der Unabhängigkeit von der
Kolonialmacht Australien in den 1970ern
Einzug; es wurden Schulen gebaut und
eine kostenlose Gesundheitsversorgung
für alle geschaffen. Die mit der „grünen
Revolution“ in der Landwirtschaft
einhergehenden Preisanstiege für
Phosphat machten aber stetig Lust nach
noch mehr und verleiteten dazu, immer
mehr des fruchtbaren Bodens der Insel
abzutragen. Denn warum sollte man
darauf noch weiterhin selbst Ackerbau
und Forstwirtschaft betreiben, wenn
man sich vom Abbau problemlos den
Import von Gourmetkost und Luxusarti-
keln leisten konnte? Schließlich leistete
sich der Kleinstaat sogar eine eigene
Fluggesellschaft wie
auch Reederei und
gewährte weitgehende
Steuerfreiheiten – was
die Insel zusätzlich
interessant für dubiose
internationale Finanz-
geschäfte machte.
Diese wollte die Re-
gierung Naurus auch
dazu nutzen, die finanziellen Erträge
möglichst gewinnbringend für die Zeit
nach dem Ende des Phosphatabbaus
um die Jahrtausendwende zu veranla-
gen. Heute ist von all dem materiellen
Wohlstand jedoch weniger übrig als
jemals zuvor – das gesamte Geld wurde
aufgrund von Korruption, Misswirtschaft
und riskanter Finanzgeschäfte noch
schneller verspielt als der Boden der
Insel zuvor abgebaut. Nauru fiel auf
den Status eines Entwicklungslandes
zurück – und ist nun zusätzlich mangels
noch bestehender Möglichkeiten für eine
eigene Landwirtschaft auch völlig von
Lebensmittelimporten aus tausenden
Kilometern Entfernung abhängig. Ein
verzweifelter Versuch
der Renaturierung mit
importiertem Humus
musste aufgrund der
großen Fläche wieder
aufgegeben werden.
Was heute bleibt, ist ein
lediglich 150 bis 300
Meter breiter bewohn-
barer Küstenstreifen vor
einer weitgehend öden Mondlandschaft
aus Korallenresten und ein australisches
Internierungslager für Flüchtlinge als
wichtigste Staatseinnahme. Nauru ist
sicherlich historisch und lokal bedingt
ein Extrembeispiel. Als Mikrokosmos
macht es aber zeitlich komprimiert
doch sehr deutlich, wohin mangelndes
Bewusstsein über den eigentlichen Wert
von Boden führen kann.
Folgen extremer Bodenausbeutung
Nauru – Ferne Insel als mahnendes Beispiel
D
Boden ist eine umkämpfte Ressource: Wohnraum, Erholung, Mobilität ...
Wirtschaft & Umwelt 3/2013
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