eigentlich hätte besonders Österreich
mit Blick auf den sehr hohen Anteil
an biologisch – und hierbei bodenver-
träglich – bewirtschafteter Agrarfläche
(18 Prozent), ein bereits bestehendes
bundesweites Altlastensanierungsge-
setz sowie bereits teils umfangreiche
Bodendatenbestände, insgesamt gute
Voraussetzungen für eine erfolgreiche
Umsetzung der Richtlinie. Bis es aber
zu einem neuen Anlauf von EU-Seite
kommt, bleibt derzeit nur, auf nationa-
ler Ebene die Lücken in den vielfältigen
bodenschutzrelevanten Regelungen zu
flicken und dabei weichen Formulie-
rungen wie „sparsame und schonen-
de“ Bodennutzung endlich Substanz
und der übergeordneten Raumordnung
endlich Zähne zu geben.
Auf der Ebene konkreter Maßnah-
men wären unter anderem verbesserte
Rahmenbedingungen für die Revitali-
sierung von brachliegenden Industrie-
und Gewerbeflächen zu schaffen sowie
das Förderregime zugunsten des Baus
und der thermischen Sanierung auch
mehrgeschoßiger (Miet-)Wohnungen
zu ändern. Allgemein gilt, bei allen
Verwaltungsbehörden die Sensibilität
für den Bodenschutz zu erhöhen. Denn
wenn wir heute nicht handeln, ziehen
uns ein engstirniger Föderalismus im
Kleinen und eine zu oft zuerst an den
globalen Märkten statt an lokalen (Bo-
den-)Standortgegebenheiten orientierte
(Land-)Wirtschaftspolitik im Großen,
gemeinsam den Boden unter den Füßen
weg.
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Im Zuge der Ausarbeitung ihrer
„Thematischen Strategie zu
Bodenschutz“ identifizierte die
Europäische Kommission 2002
folgende acht – auch in Wechsel-
wirkung stehende – Hauptgefahren
für die Böden innerhalb der EU:
1.
Erosion durch Wind
und Wasser
2.
Rückgang der organischen
Substanz durch industrielle
land- und forstwirtschaftliche
Praktiken wie beispielsweise
Monokulturen
3.
Lokale und diffuse Bodenkon-
tamination mit Schadstoffen
aus Abfallentsorgung, Industrie,
Verkehr und Landwirtschaft
4.
Bodenversiegelung durch Ge-
bäude- und Verkehrswegebau
5.
Bodenverdichtung durch
schwere Landmaschinen, Über-
weidung und teils auch Wander-
und Schitourismus
6.
Rückgang der biologischen
Vielfalt im Boden durch den
Verlust organischer Substanz
und den intensiven Einsatz von
Herbiziden und Pestiziden
7.
Versalzung durch Eindringen
von Meerwasser nach übermä-
ßiger Entnahme von Grundwas-
ser in niederschlagsarmen, küs-
tennahen Gebieten, aber auch
durch winterliche Salzstreuung
8.
Überschwemmungen und Erd-
rutsche durch nicht standortge-
rechte Flächenbewirtschaftung
sowie in Folge von großflächiger
Verdichtung und Versiegelung
Bodenerhalt
Acht Gefahren
Schwerpunkt
Speicherwunder
Die große Bedeutung von Boden als Speicher von
Wasser sowie Nähr- und Schadstoffen beruht auf
der enormen spezifischen Oberfläche einzelner
Bodenbestandteile von bis zu 1000 Quadratme-
tern je Gramm.
Schiefergas
Neben der vieldiskutierten Gefahr der Verschmut-
zung von Grundwasser und Boden durch die
Schiefergasförderung ist eines schon sicher: Die
Bodenversiegelung ist dabei von 1 Hektar pro
Bohrloch zur Oberfläche vergleichsweise groß.
Wirtschaft & Umwelt 3/2013
Seite 17
Wenn man schon von Leistungsträgern
spricht, dann aber von echten: Boden­
organismen zum Beispiel.
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