n Österreich ist der
Wunsch der Konsu-
mentInnen nach ge-
sunder, nachhaltiger Ernährung
anhaltend groß. Produzenten,
Verarbeitungsindustrie und
Handel stecken Unsummen
in „nachhaltiges Marketing“.
Aktionen und Kampagnen von
Firmen, aber auch von Mini-
sterien, Interessenvertretungen
oder NGOs, die „bewusst
einkaufen“ oder „bewusst
leben“, „So schmeckt ...“, „aus
nachhaltigen Quellen“, „Ge-
nussregion“ und dergleichen
propagieren, stärken die Nach-
frage und das steigende Ange-
bot diverser „Ökoprodukte“.
Doch ist wirklich drinnen,
was draufsteht? Was wissen
wir über die Nachhaltigkeit,
über den ökologischen Fuß-
abdruck von Lebensmitteln?
Welche Produkte sind besser
als andere? Wie steht es um die
Vergleichbarkeit der „grünen
Güter“?
Umweltproduktinforma­
tionen sind – soweit sie über­
haupt bekannt sind und soweit
dieKonsumentInnenüberhaupt
schon Zugang dazu haben, z.B.
durch die neuen Technologien
wie Smartphones, Apps usw. –
noch sehr unübersichtlich, un-
einheitlich und oft irrelevant,
was das konkrete Informati-
onsbedürfnis der Konsumen-
tInnen betrifft.
undurchsichtig
Nicht nur die Vielfalt und
der Wildwuchs der Gütesiegel
verwirrt, auchderenmangelnde
Transparenz, wofür sie stehen
und deren unsachgemäßer
Einsatz. So werden Gütesiegel
oft bloß als Marketingvorteil
gegenüber Konkurrenten ge-
sehen. Viele Labels betrachten
nur einen Ausschnitt des Pro-
duktlebens oder der Umwelt-
auswirkungen.
Von 1990 bis 2013 sind
die realen Konsumausgaben
der privaten Haushalte in Ös-
terreich laut Statistik Austria
um 41 Prozent bzw. von 76,3
Milliarden Euro auf 107, 4
Millliarden Euro gestiegen.
Gegenüber 1976 sind die
Konsumausgaben 2013 fast
doppelt so hoch. Allein schon
wegen der verbrauchten Men-
gen wird der Konsum zu einer
Belastungsprobe für die Um-
welt. Ökologisch besonders
ins Gewicht fallen Mobilität,
Wohnen, v.a. die Errichtung
von Immobilien und deren
Versorgung mit Wärme und
Strom, sowie die Ernährung.
Auf das Essen entfallen
fast 30 Prozent der durch un-
seren Konsum verursachten
Ökoschäden. In der Schweiz
hat das Bundesamt für Um-
welt (BAFU) errechnet, dass
ein ausgegebener Franken für
Ernährung dreimal soviel die
Umwelt belastet wie eine Ein-
Franken-Ausgabe für Möbel.
Beim Essen und dessen Be-
lastung für Mensch, Tier und
Umwelt steht der Fleischkon-
sum besonders im Blickpunkt.
Laut UNO-Welternährungs-
organisation FAO wird bis
*
Dr Wilfried Leisch
ist Unter-
nehmens- und Energieberater,
freier Publizist und Redakteur
von „Wirtschaft & Umwelt“.
FOTOS: Schuh (2), www.bafu-admin.ch/magazin (1)
Leben
Praxistipp: Marktcheck
Die in der Produktdatenbank von „Marktcheck“ eingetragenen Lebensmittel,
Getränke und Kosmetika werden in folgenden Bereichen bewertet: ökologi-
sche, soziale und Tierschutzaspekte.
Essen & ökologischer
Fußabdruck
I
Seite 30
Wirtschaft & Umwelt 2/2014
Immer mehr KonsumentInnen wünschen sich Lebensmittel, die ökolo-
gisch erzeugt und vertrieben werden und auch bei Konsum und Entsor-
gung ökologisch nachhaltig sind. ProduzentInnen, Handel und politische
Verantwortliche haben darauf reagiert. Doch wie sieht die Ökobilanz
wirklich aus?
Von Wilfried Leisch*
Zusammenfassung:
Derzeit gibt es am
Markt eine Vielzahl von
Lebensmitteln, die als
nachhaltig, ökologisch,
klimafreundlich, usw.
angeboten werden. Dazu
gibt es eine unüberschau-
bare Menge von Zeichen
und Kennzeichnungen.
Eine Ökobilanz nach
einheitlichen Kriterien, die
verschiedene Produkte be-
züglich ihrer ökologischen
Güte vergleichbar machen,
gibt es nicht. Ein Blick zum
Schweizer Nachbarn eröff-
net neue Zugänge.
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