Umwelt zu schützen, dafür aber oft sehr
schlechte Arbeitsbedingungen aufwei-
sen und teilweise so bezahlt sind, dass
man davon nicht leben kann. Vollends
absurd wird es, wenn unter dem Label
der Green Economy Arbeitsplätze mit
die Gesundheit gefährdenden Arbeitsbe-
dingungen beworben werden. Erfreuli-
cherweise wurde die AK-Kritik anGreen
Jobs mittlerweile teilweise umgesetzt
(Siehe Kästen Seite 19 und 20).
Die Ausgrenzung von Verteilungs-
fragen aus dem Konzept der Green
Economy ist aber auch deshalb skep-
tisch zu sehen, weil Umwelt- und Ver-
teilungsfragen in einem sehr engen Zu-
sammenhang stehen. So sind eben auch
Umweltbelastungen ungleich verteilt,
wobei sozial benachteiligte Personen
nicht nur global, sondern auch in Öster-
reich tendenziell stärker von Umwelt-
belastungen betroffen sind. Dies liegt
auch daran, dass sozial benachteiligte
Personen oft über weniger Möglichkei-
ten verfügen, Umweltbelastungen zu
vermeiden.
Nachhaltigkeit gefragt
Sinnvoller als die Konzentration auf
die Green Economy wäre es daher, so-
ziale, ökonomische und ökologische
Ziele gleichermaßen zu verfolgen. Denn
die einseitige Fokussierung auf einzelne
gesellschaftliche Ziele wird immer zu-
lasten der unberücksichtigten Ziele, in
diesem Fall also sozialer Ziele, gehen.
Daher sollte insbesondere Maßnahmen
der Vorzug gegeben werden, die sich po-
sitiv auf ökonomische, ökologische und
soziale Probleme auswirken.
Optionen, dies zu tun, gäbe es viele:
Die Forcierung der Wärmedämmung
und Investitionen in den öffentlichen
Verkehr wären etwa Möglichkeiten,
Umweltinvestitionen mit der Schaffung
von nachhaltigen und umweltfreund-
lichen Arbeitsplätzen zu verbinden.
Zudem hätten Arbeitszeitverkürzun-
gen bei vollem Lohnausgleich ebenso
wie verstärkte Umverteilung positive
ökonomische, ökologische und soziale
Auswirkungen.
£
Fotos: Schuh (2)
Green Economy – Kritik
Der Artikel „Green Economy - the Next Oxymoron?“
von Ulrich Brand setzt sich kritisch mit der Green Eco-
nomy auseinander:
article?option2=author&value2=Ulrich+Brand&sortDesc
ending=true&sortField=default&pageSize=10&index=1
Umweltindikatoren
Der Umweltindikatorenbericht der European
Environment Agencie (EEA) kann hier herunterge-
laden werden:
/
environmental-indicator-report-2012OECD
Towards green growth
Umwelteffekte
Die Umweltwirtschaft hat das selbe Prob-
leme, wie das BIP, dessen Teil sie ist: Die
Umwelteffekte der Green Economy hängen
immer vom Alternativszenario ab, mit dem
die Umwelteffekte verglichen werden
Seite 20
Wirtschaft & Umwelt 2/2013
Schwerpunkt
Beispiels verdeutlicht werden: Der
Kauf eines umweltfreundlichen Autos
ist umweltfreundlicher, als der Kauf ei-
nes gewöhnlichen Autos, aber weniger
umweltfreundlich als die Verwendung
des öffentlichen Verkehrs. Das Recyc-
ling von Abfall ist umweltfreundlicher
als die Deponierung, aber weniger um-
weltfreundlich als überhaupt keinen Ab-
fall zu produzieren. Trotzdem erhöht der
Kauf eines umweltfreundlichen Autos,
wie auch das vermehrte Recycling von
Abfall in jedem Fall unabhängig von
der jeweiligen Alternative den Anteil
der Green Economy. Eine grüne Wirt-
schaft kann daher logischerweise immer
nur der Weg zur Erreichung eines Ziels,
z.B. das einer sozial und ökologisch ge-
rechten Gesellschaft), aber nie das Ziel
einer Gesellschaft selbst sein. Trotzdem
ist natürlich vieles was im Rahmen der
Umweltwirtschaft passiert aus ökologi-
scher Sicht sinnvoll.
Fragliche Auswirkungen
Neben den fraglichen ökologischen
Auswirkungen der grünen Wirtschaft ist
ebenso zu kritisieren, dass Verteilungs-
und soziale Fragen aus diesem Konzept
vollkommen ausgeblendet werden. Da-
her ist die Green Economy auch nicht
nachhaltig, denn das Konzept der Nach-
haltigkeit umfasst eben nicht nur ökono-
mische und ökologische, sondern auch
soziale Aspekte.
Dies ist besonders gut zu beobach-
ten, wenn unter dem Namen der Green
Economy neue Arbeitsplätze geschaffen
werden, die zwar teilweise helfen die
*
Bislang wurden auch etwa 15.000 Beschäftigte in der Nahrungsmittelweiter-
verarbeitung (Metzger, Bäcker etc.) als Green Jobber gezählt, etwa weil diese
mit Bioprodukten gearbeitet haben. Diese Tätigkeiten werden nun nicht mehr
als Green Jobs gezählt. Trotz dieser methodischen Verbesserungen bleiben
zentrale Kritikpunkte aber weiterhin unberücksichtigt: Aspekte der Qualität
von Arbeit finden keinen Niederschlag im Konzept der Green Jobs und es
gibt nach wie vor wenig Bemühungen, Green Jobs auch zu „Good Jobs“ zu
machen. Auch der umweltfreundliche öffentliche Verkehr wird weiterhin aus
den Green Jobs Erhebungen ausgeklammert.
Zählung von Green Jobs II
Zentrale Kritikpunkte der Ak bleiben
1...,10,11,12,13,14,15,16,17,18,19 21,22,23,24,25,26,27,28,29,30,...36