tigt werden, da diese im Jetzt keine
Verhandlungsmacht besitzen. Daher
sind Lösungen von Umweltproblemen
durch Schaffung von Eigentumsan-
sprüchen oder Umwandlung von Um-
weltleistungen in handelbare Waren
blind für die Zukunft.
Zusätzliche Probleme kommen
dann hinzu, wenn die Zahl der Schädi-
ger groß ist und eine Schädigung oder
Emission ohne Sanktion möglich ist,
aber genauso, wenn manche von de-
nen, die von einer unbeeinträchtigten
Umwelt profitieren, nicht ihren Anteil
an den Kosten tragen. Derartige „Tritt-
brettfahrerInnen“ können nur durch
eine engmaschige Kontrolle in das
System einbezogen werden, die wie-
derum exzessiv viel Geld kosten kann.
Wird das Konzept der Kommodifi-
zierung von Umweltgütern auf Leben
und Gesundheit des Menschen über-
tragen, wird deutlich, wie vollständig
es ethische Aspekte außer Acht lässt.
Wenn beispielsweise Gesundheit zu
einem handelbaren Gut wird, kann der
Verkauf der eigenen Gesundheit für ei-
nen Arbeitsplatz eine vernünftige Opti-
on sein. Dass dies faktisch in manchen
Branchen oder in manchen Ländern
der Fall ist, stellt eine Verletzung der
Menschenrechte dar. Ein wesentliches
Merkmal der Menschenrechte ist ihre
ausdrückliche Unveräußerlichkeit.
Hier ist durch die Formulierung in der
Erklärung der Menschenrechte der
Kommodifizierung ein Riegel vorge-
schoben worden.
Eine vergleichbare Formulierung
gibt es bei Umweltgütern nicht. Man
kann die Frage, ob der ökonomische
Wert der Eisbären ihren Schutz recht-
fertigt, Bankangestellten überlassen.
Doch darf man sich dann nicht wun-
dern, wenn ethische Überlegungen in
die Erwägung nicht eingehen.
£
Im Jahr 2007 schlug Rafael Correa,
Präsident von Ecuador, der Gene-
ralversammlung der Vereinten
Nationen vor, dass Ecuador ein
Erdölvorkommen nicht fördern
würde, wenn die Staaten der
Welt bereit wären, eine gewisse
Entschädigung für den entgan-
genen Gewinn zu zahlen. Dieses
Erdölvorkommen liegt im Yasuní-
Nationalpark, einer weitgehend un-
berührten Region mit einer großen
Zahl seltener Tier- und Pflanzen-
arten. Neben dem Schutz der
Biodiversität und der Vermeidung
von CO
2
-Emissionen bliebe auch
das Siedlungsgebiet zweier indi-
gener Stämme unversehrt. Es gibt
Unterstützung für den Vorschlag
– unter anderem von Filmstars und
ehemaligen Politikern –, aber auch
Kritik. Mit dem markigen Slogan
„Kein Geld fürs Nichtstun“ sperrt
sich der deutsche Entwicklungs-
minister Dirk Niebel gegen Zah-
lungen in den Fonds. Umgekehrt
fürchten Umweltorganisationen,
dass Regenwälder, für die es kein
ähnliches Programm gibt, nachher
noch schlechter geschützt sind.
Die bislang nur spärlichen Zusagen
an finanziellen Mitteln durch andere
Staaten lassen die Zukunft des
Vorschlags unsicher aussehen.
Jedenfalls illustriert das Vorhaben
vor allem die Grenzen des markt-
wirtschaftlichen Ansatzes.
Ware Umwelt
Wenig Käufer
Schwerpunkt
Ausverkauf
Wolfgang Lauber (Hg.): Ausverkauf des Staates?
AK Wien, Informationen zur Umweltpolitik Nr. 155
(2003). Die Strategien und Folgen der Privatisie-
rung öffentlicher Leistungen.
Soziale Kosten
Ronald Coase: The Problem of Social Cost. Jour-
nal of Law and Economics 3 (1): 1–44 – gleich-
zeitig präzise und gewandt.
/
HOL/LandingPage?collection=journals&handle=h
ein.journals/jlecono3&div=2&id=&page=
Wirtschaft & Umwelt 2/2013
Seite 17
Gift für die Umwelt: Die Kommodifizierung
von Umweltgütern lässt ethische und
moralische Aspekte völlig auSSer Acht.