Ziemlich genau vor einem Jahr fand die Weltumweltkonferenz
Rio+20 statt, bei der die Green Economy das Hauptthema war.
Dabei dient die Green Economy als theoretisches Konzept hin-
ter der Monetarisierung der Umwelt. Zeit, nicht nur die Monetari-
sierung selbst, sondern auch das dahinter liegende Konzept der
Green Economy näher zu beleuchten.
VON Sven Hergovich*
ie Green Economy ist nicht ein-
heitlich definiert, umfasst aber
im weitesten Sinne die Idee,
Ökonomie und Ökologie auszusöhnen
und betont dabei die Bedeutung der Um-
weltwirtschaft zur Erreichung von öko-
logischen als auch von ökonomischen
Zielen.
Die Grundidee der Green Economy
beruht dabei auf der Überlegung, dass
einerseits die Ressourcen und ande-
rerseits auch die Kapazität zur Schad-
stoffaufnahme der Erde begrenzt sind.
Daraus wird die Notwendigkeit weitge-
hender Umweltmaßnahmen abgeleitet,
wobei die derzeitigen Umweltprobleme
auch als Begründung dafür dienen, dass
große Investitionen in technologische
Lösungen von Umweltproblemen, die
wiederum viele Arbeitsplätze schaffen
könnten, notwendig wären.
Erwartungen
Durch die monetäre Bewertung von
Umweltschäden (Internalisierung exter-
ner Kosten) sollen diese nicht nur ver-
mieden, oder zumindest reduziert wer-
den, sondern es sollen auch neue Märkte
mit lukrativen Anlagemöglichkeiten
und neuen Arbeitsplätzen entstehen.
Befasst man sich allerdings näher mit
der Green Economy so wird man schnell
feststellen, dass sich die hohen Erwar-
tungen an die grüne Wirtschaft weder
erfüllen, noch erfüllen können. Außer-
dem stellt man fest, dass die Förderung
der Green Economy auch negative Aus-
wirkungen hat, wobei sogar deren Um-
weltnutzen fraglich ist.
Ein erstes großes Problem des Kon-
zeptes der Green Economy liegt bereits
darin, dass diese nicht einheitlich defi-
niert ist und diese Lücke von den ver-
schiedensten Seiten dazu genutzt wird,
ihre jeweiligen – oft wenig ökologischen
– Interessen als umweltfreundlich und
grün zu vermarkten. So sehen sich etwa
auch AtomkraftwerksbetreiberInnen
und AgrospritproduzentInnen als Teil
der wachsenden Green Economy, ob-
wohl deren Umwelteffekte als negativ
zu beurteilen sind.
Definitionen
Werfen wir einen Blick auf konkrete
Definitionen, etwa die harmonisierte Eu-
rostatdefinition der Umweltwirtschaft,
so offenbaren sich weitere Probleme des
Konzeptes. In dieser Definition umfasst
die Umweltwirtschaft alle Unterneh-
men bzw. Unternehmensanteile, deren
Hauptzweck im Umweltschutz liegt,
wobei dieser über die „technical nature“
des Produktes, oder der entsprechenden
Dienstleistung definiert wird. Diese Ab-
grenzung ist naturgemäß eine eher wei-
che mit teilweise fließenden Übergän-
gen. So gilt die Pflege von Rasenflächen
für Sportzwecke nicht als Teil der Um-
weltwirtschaft, die Pflege vonNaturwie-
Fotos: Schuh (2)
*Mag. Sven Hergovich, Bakk.
ist
Ökonom und Mitarbeiter der
Abteilung Umwelt & Verkehr in der
AK Wien.
Was taugt die
Green Economy?
D
Seite 18
Wirtschaft & Umwelt 2/2013
Zusammenfassung:
Die Green Economy ist
das theoretische Konzept
hinter der Monetarisierung
der Umwelt. Dabei wird
versucht, ökologische und
ökonomische Probleme
auszusöhnen. Soziale
Fragen werden in diesem
Konzept allerdings voll-
kommen ausgeklammert.
Außerdem sind auch die
Umwelteffekte der Green
Economy fraglich. So kann
ein Wachsen der Green
Economy eben auch auf
mehr Müll, mehr Abfall und
mehr Verkehr zurückzu-
führen sein.
Schwerpunkt
WARE UMWELT