Klimaflüchtling? Gibt’s nicht!
Ein Mann aus dem pazifischen Inselstaat Kiribati flüchtete wegen
des Meeresspiegelanstiegs (Salzwasser in den Brunnen, daher
Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser nicht gegeben) nach
Neuseeland. Das neuseeländische Oberstgericht verweigerte den
Flüchtlingsstatus nach UN-Charta.
Wirtschaft & UmWelt 4/2013
Seite 9
Davey hervorhebt, dass zum
ersten Mal ein AKW in Eng-
land ohne Steuergeld errichtet
wird.
CS
quecksilber
internationale
konVention
Nach fast zehn Jahren
wurde wieder eine interna-
tionale Umwelt-Konven-
tion beschlossen.
Am 10. und 11. Oktober unter-
zeichneten die VertreterInnen
von 92 Staaten bei einer Kon-
ferenz in Kumamoto in Japan
eine Konvention zur Verrin-
gerung von Gesundheitsschä-
den und Umweltbelastungen
durch Quecksilber. Dieses
weit verbreitete hochgiftige
Schwermetall schädigt die
Nerven sowie den Embryo im
Mutterleib und reichert sich in
der Nahrungskette an. Kuma-
moto wurde als Stadt gewählt,
die nahe dem Fischerdorf
Minamata liegt, in dem es in
den 1950er und 1960er Jahren
wegen der Quecksilber-Emis-
sionen eines Industriebetrie-
bes bei der Bevölkerung zu
Missbildungen und Todesfäl-
len kam. Ziel der Konvention
ist der Schutz der Menschen
und der Umwelt vor Emissi-
onen und Freisetzungen von
Quecksilber und seinen Ver-
bindungen. Unter anderem
verpflichten sich die Vertrags-
staaten dazu, nach Ablauf be-
stimmter Übergangsfristen die
in den Anhängen angeführten
Produkte (z. B. Messgeräte,
die flüssiges Quecksilber ent-
halten) nicht mehr zuzulassen
und bestimmte chemische
Prozesse, die zu Quecksilber-
emissionen führen können, zu
verbieten. Mehr unter: www.
mercuryconvention.org
CS
natura 2000-gebiet
isel MUss nach-
noMiniert WerDen
Das fordert Gerhard
Heilingbrunner, Präsident
des Umweltdachverbands,
ultimativ vom Land Tirol.
Konkret wirft er dem Leiter
der Umweltschutzabteilung in
der Tiroler Landesregierung
vor, die Natura 2000-Nach-
nominierung der Isel und
ihrer Zubringerflüsse zu hin-
tertreiben. Dort finden sich
bedeutende Vorkommen der
Deutschen Tamariske. Das
habe auch die Europäische
Kommission heuer von Öster-
reich in einem letzten Mahn-
schreiben eingefordert. Der
Fall der Isel sei der eigentliche
Grund für das Einschreiten
des Umweltdachverbandes in
Sachen Natura 2000 gewesen
und habe nun ein über ganz
Österreich ausgerolltes EU-
Vertragsverletzungsverfahren
zur Folge.
Zudem hat der Umweltdach-
verband ein mysteriöses Ver-
schwinden von Tamarisken-
Beständen an der Isel, und zwar
nachweislich im geplanten
Kraftwerksbereich an der Isel
im Virgental, festgestellt und
dies schon angezeigt. www.
umweltdachverband.at
HO
*
Univ.Prof. Dr. Sigrid Stagl
ist
Ökonomin und Direktorin des
MSc Programms Socio-Ecological
Economics and Policy am Institut für
Regional- und Umweltwirtschaft der
Wirtschaftsuniversität Wien.
Was unterscheidet die
Ökologische Ökonomie
von anderen Theorie-
schulen, v.a. der neo-
klassik?
Stagl:
In der Neoklassik
wird Umwelt als Ne-
beneffekt betrachtet,
in der Ökologischen
Ökonomie als Basis und
essentieller Bestandteil
des Wirtschaftens. In der
Neoklassik ist Gerechtig-
keit eine nachgelagerte
Aufgabe von Sozialpolitik,
in der Ökologische Öko-
nomie gleichwertig mit
langfristiger Effizienz.
Was sind die drän-
gendsten Umweltprob-
leme?
Stagl:
Naturwissenschaf-
ter haben vor ein paar
Jahren globale biophysi-
kalische Grenzen definiert
innerhalb derer sich die
menschliche Zivilisation
entwickelt hat und außer-
halb derer Prozesse im
Erdsystem destabilisiert
würden. Nach dieser Ana-
lyse haben wir den siche-
ren Handlungsraum für
die Menschheit in den Di-
mensionen Klimawandel,
biologische Vielfalt und
Stickstoffeintrag in die
Biosphäre verlassen, die
Grenzen überschritten. Es
steht nun zur Diskussion
welches Ausmaß von Ver-
änderung wir akzeptieren
und wie wir tiefgehende
Veränderungen in ande-
ren Umweltdimensionen
verhindern.
Verteilungspolitik spielt
in der traditionellen
Umweltökonomie kaum
eine Rolle. Wie ist das in
der ökologischen?
Stagl:
Konzeptionell ist
Verteilung in der Ökolo-
gischen Ökonomie sehr
wichtig. In vielen Analysen
liegt aber der Fokus auf
dem Zusammenspiel zwi-
schen ökonomischer und
naturwissenschaftlicher
Analyse und dann wird
auf Verteilung vergessen.
An der Wirtschaftsuniver-
sität sprechen wir daher
von Socio-Ecological
Economics, die vergisst
nicht auf Verteilung!
Haben Arbeitszeitver-
kürzungen einen positi-
ven Umweltnutzen?
Stagl:
Möglicherweise.
Das hängt davon ab,
was die Menschen in der
neu gewonnenen Freizeit
unternehmen und wie die
Unternehmen mit dem
geringeren Arbeitsinput
umgehen.
interView mit sigrid stagl
Ökologische ÖkonoMie
Ökologische Ökonomie ist ein interdisziplinäres For-
schungsfeld, das Analyse für nachhaltige Entwicklung
betreibt. Es ist eine Ökonomie, die biophysische Gren-
zen und soziale Gerechtigkeit ins Zentrum rückt und
sich so von anderen Theorieschulen unterscheidet.
NAchRichteN
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