hat. Zusammenfassend kann
festgehalten werden, dass die
Arbeitszeiten in Europa sin-
ken, die Geschwindigkeit der
Arbeitszeitverkürzungen seit
1929 aber stark abgenommen
hat.
Entsprechend den Prog-
nosen von Keynes in seinem
Aufsatz über die „ökonomi-
schen Möglichkeiten unserer
Enkelkinder“ wächst die
Arbeitsproduktivität mit
circa zwei Prozent jährlich.
Allerdings werden diese
Produktivitätsgewinne entge-
gen Keynes Prognosen viel
stärker zur Produktions- und
Einkommensausweitung und
nicht für Arbeitszeitverkür-
zungen verwendet. Daher
steht Keynes Vision einer
guten Gesellschaft in starkem
Widerspruch zur aktuelle
Realität, in der Massenarbeits-
losigkeit in einer Art Koexis-
tenz mit steigenden psychi-
schen Problemen aufgrund
von Überarbeitung stehen.
Sowohl Arbeitslosigkeit als
auch psychische Erkrankun-
gen sollten daher in eigenen
Indikatoren zur Messung des
Wohlstandes berücksichtigt
werden.
Es ist immanent wichtig,
zwischen durchschnittlich sin-
kenden Wochenarbeitszeiten
aufgrund von Entlassungen,
Kurzarbeit und unfreiwilliger
Teilzeitarbeit auf der einen
Seite und sinkenden Arbeits-
zeiten aufgrund allgemeiner
Veränderungen der Arbeits-
zeitbestimmungen (Absen-
kung der Wochenarbeitszeit,
Verlängerung des Urlaubsan-
spruches etc. ) auf der anderen
Seite zu unterscheiden.
Arbeit und Freizeit
Um dies indikatorensei-
tig zu verwirklichen, würde
es sich anbieten, zwischen
bezahlter und unbezahlter
Arbeit sowie Freizeit zu un-
terscheiden, da einerseits Frei-
zeit eine hohe Relevanz für
die subjektive Zufriedenheit
hat und andererseits die Frage
nach der Verteilung von unbe-
zahlter Arbeit, insbesondere in
der Frage der Gleichstellung
der Geschlechter, hohe Rele-
vanz besitzt.
Unbestrittener Weise gibt es
ökologische Grenzen, die nicht
überschritten werden können.
Die strittige Frage ist, wie
nahe wir an diesen Grenzen
sind. Forschungsarbeiten rund
um den Wissenschafter Johan
Rockström haben dabei neun,
aus anthropozentrischer Sicht
zentrale Gebiete benannt, in
denen sie ökologische Gren-
zen definierten, die nicht über-
schritten werden sollten. Dabei
kamen sie zu dem Schluss,
dass drei Grenzen bereits über-
schritten sind: der Stickstoff-
kreislauf, der Verlust an Biodi-
versität und der Klimawandel.
Der Klimawandel bekommt
dabei ammeisten mediale Auf-
merksamkeit, was auch daran
liegt, dass er über verschiedene
Feedbackmechanismen andere
Umweltprobleme negativ be-
einflusst.
Während manche Staaten
in der nördlichen Hemisphäre
von einer geringfügigen Er-
wärmung sogar profitieren
könnten, sind die Konsequen-
zen des Klimawandels, auf den
wir derzeit zusteuern (ökono-
misch), negativ, insbesondere
für arme Staaten.
Neue Technologien
Eine zentrale Rolle in der
Bekämpfung des Klimawan-
dels werden sicherlich neue
Technologien und Effizienzge-
winne spielen. Fraglich ist al-
lerdings, ob diese alleine in der
Lage sein werden, die Treib-
hausgasemissionen in ausrei-
chender Höhe zu reduzieren.
Dies insbesondere dann, wenn
man bedenkt, dass ein Teil aller
Effizienzgewinne durch den
Rebound Effekt konterkariert
wird. So führen ressourcenspa-
rendere Technologien ceteris
paribus dazu, dass der Preis
der entsprechenden Ressource
sinkt und sie so eben auch
vermehrt genutzt werden kann.
Zur Messung ökologischer Pro-
bleme einer Gesellschaft soll-
ten Indikatoren zur Erreichung
des ökologischen Zieles selbst
(z. B. Treibhausgasemissionen)
mehr Aufmerksamkeit erhalten
als Indikatoren, die z. B. mög-
liche Lösungswege (z. B. die
Größe der Umweltwirtschaft)
messen. Dies wird im Kasten
auf Seite 12 begründet.
Ein neuer Weg
Ist der Wille vorhanden, die
Aufmerksamkeit vom BIP zu
Themen umzulenken, die mehr
Relevanz für den Lebensstan-
dard breiter Bevölkerungs-
schichten haben, wäre es nicht
schwer, geeignete Indikatoren
zur Messung eines sozial und
ökologisch nachhaltigen Fort-
schrittes im Sinne einer Ver-
besserung der Lebensqualität
aller, einer gerechteren Ver-
teilung des Wohlstandes und
einer ökologisch nachhaltigen
Entwicklung zu finden.
£
Politik
Das Konzept der Green Economy ist insofern problematisch, als soziale Aspekte (z. B.
Arbeitsqualität), aber auch ökonomische (z.B. Beschäftigungseffekt) vollkommen un-
berücksichtigt bleiben. Aber auch aus ökologischer Sicht ist die Green Economy prob-
lembehaftet, weil der ökologische
Effekt eines Wirtschaftszweiges
immer davon abhängt, welche
Wirtschaftsbranche er ersetzt.
Die Größe der Green Economy ist
daher kein geeigneter Indikator für
die Umweltqualität eines Landes.
Es wäre sinnvoller sich auf Um-
weltindikatoren zu konzentrieren,
die das Ergebnis verschiedener
Handlungen (z. B. Treibhaus-
gasemissionen) quantifizieren,
statt die Handlungen selbst (z. B.
Recycling) zu messen.
Seite 12
Wirtschaft & Umwelt 4/2013
Foto: schuh (1), Zacarias da Mata/Fotolia.com (1)
Green Economy
Vom Erfolgsmodell bleibt nicht viel übrig
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