Manda Topic´
´
Reinigungskraft
Die Reinigungskraft Manda Topic´
ist
dieses Jahr zur Supervisorin aufgestiegen. Doch die
47-Jährige sehnt sich nach alten Zeiten zurück:
„Früher habe ich von mehr Brutto am Lohnzettel auch
etwas gespürt. Heute habe ich oft das Gefühl, ich
arbeite umsonst.“ Sie wünscht sich rasch eine
Senkung der Lohnsteuer. Die Mutter zweier Kinder
weiß: „Eine normale Familie kann sich nichts mehr
leisten. Denn die Mittelschicht gibt es bald nicht mehr
– nur noch Reiche und Arme.“
Ilija Ilic´
´
Lagerarbeiter
„Ich gehöre schon zum
Inventar“, lacht Zielpunkt-Lagerarbeiter Ilija
Ilic´
, der seit
fast 20 Jahren
in der Firma ist.
Für ihn ist
die Rechnung
einfach:
„Je weniger
Lohnsteuern,
desto mehr
Netto.“ Der
Familienvater ärgert sich darüber, dass alles
teurer wird und immer weniger im Börsel
bleibt. „Eine Lohnsteuersenkung würde allen
etwas bringen.“ Wie diese finanziert werden
kann? „Die Reichen sollten mehr zahlen.
Denn auch, wenn sie mehr zahlen, haben sie
noch immer genug.“
INTERVIEWS: JELENA GUCANIN
Nils Fricke
Schlossermeister
„Wenn ich im Winter am Stahlgerüst
hänge, gehört meine Arbeit auch entlohnt“, sagt Schlosser-
meister Nils Fricke bei der Rohrleitungs- und Anlagebaufirma
Integral. Der 32-Jährige fordert eine Senkung der Lohnsteu-
er: „So könnten wir Arbeitsplätze erhalten und wettbewerbs-
fähig bleiben.“ Gerade in seiner Branche ist die Konkurrenz
aus den Nachbarländern stark zu spüren: „Mehr Aufwand für
weniger Geld – so sieht es derzeit leider aus.“
Das ABC zur
Steuerdebatte
Von Abgabenquote bis Vermögens-
steuer: die Worte zum Thema.
Abgabenquote:
Damit ist der Anteil der
Steuern und Sozialabgaben an der gesamten
Wirtschaftsleistung eines Landes (BIP) gemeint.
Österreich liegt hier im internationalen Vergleich mit
fast 44 Prozent im oberen Bereich. Im Gegenzug
werden mit Steuern und Abgaben etwa Straßen,
Schulen und die soziale Absicherung finanziert. AK
und ÖGB wollen, dass die BesitzerInnen sehr großer
Vermögen einen größeren Betrag leisten.
Kalte Progression:
Ihre Gewerkschaft hat
eine schöne Lohnerhöhung für Sie ausgehandelt.
Aber während die Löhne mit der Teuerung Schritt
halten, werden die Steuerstufen nicht entspre-
chend der Teuerung erhöht. Das ist die kalte
Progression. Der Finanzminister nimmt dadurch im
Jahr rund 500 Millionen Euro ein.
Eingangssteuersatz:
Bis 11.000 Euro
steuerpflichtiges Einkommen im Jahr zahlen Sie
keine Lohn- oder Einkommenssteuern. Ab dieser
Grenze werden die Lohnsteuern in mehreren Stufen
berechnet. Die erste Stufe, der „Eingangssteuersatz“,
ist in Österreich mit 36,5 Prozent sehr hoch.
Steuerstruktur-Reform:
Eine kleine Korrektur
hier, eine kleine Änderung dort: Das reicht nicht aus.
AK und ÖGB wollen mehr für die ArbeitnehmerInnen
herausholen: Arbeit soll weniger, sehr große
Vermögen mehr besteuert werden.
Vermögenssteuern:
Das sind Steuern auf
Finanz- und Kapitalvermögen und Immobilien. In
Österreich stammen nur etwa 2,3 Prozent des
Steueraufkommens aus Vermögenssteuern. Im
EU-Schnitt sind es fast dreimal so viel. AK und
ÖGB schlagen Vermögenssteuern für sehr große
Vermögen vor, um so eine Entlastung für die
ArbeitnehmerInnen zu finanzieren.
U.B.
Sejada Hadžiahmetovic´
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Büroangestellte
„Ich freue mich über jede Gehaltserhöhung – bis ich sehe, was wirklich davon übrig
bleibt“, sagt Sejada Hadžiahmetovic´
, Büroangestellte bei Zielpunkt. „Natürlich müssen wir alle Steuern
zahlen, aber die Normal- und Niedrigverdiener müssen eindeutig entlastet werden. Mein Kühlschrank ist
zum Glück voll, aber es wird immer schwieriger. Ich hoffe, dass die Lohnsteuer so weit gesenkt wird, dass
man sich etwas auf die Seite legen kann.“
Noch Fragen?
wien.arbeiterkammer.at
Foto: Christian Fischer
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