ausgefeilter Baulogistik vor.
Nicht nur, dass Bauarbeiter
sogar mit einer neuen U-Bahn
bequem und umweltfreundlich
die Baustelle erreichen können.
Als erste Stadtentwicklung Ös-
terreichs wurde Aspern einer
Städtebau- und Straßenbau-
Umweltverträglichkeitsprü-
fung (UVP) unterzogen und
bekam Auflagen zu Lkw-
Fahrten (max. 350 pro Tag),
Baustellenlärm und Vermei-
dung von Baustellenstaub.
Ausgefeilte Logistik
Seit Mai 2013 ist das Bau-
logistikcenter, zugleich auch
Umweltcenter, für die Einhal-
tung der Auflagen, in Betrieb.
Schon jetzt zeichnet sich aber
ein neuer Innovationsschritt auf
der bisher größten RUMBA-
Baustelle ab. Grund hierfür
ist, dass das gesamte Aushub-
material der Baustelle nicht
wegtransportiert, sondern vor
Ort verwendet wird. Sandige
Kiese werden für den Straßen-
unterbau und für die Gelände-
gestaltung wiederverwendet.
Reine Kiesschichten dagegen
werden abgesiebt und direkt
als Zuschlag für herkömmliche
Betongüten verarbeitet. Für
Hochleistungsbetone wird der
Rohkies gewaschen, in ver-
schiedene Korngrößen sortiert
und anschließend in der Vor-
Ort-Betonanlage für den Bau
von Wohnungen verwendet.
Der Antransport von Zement
für die Betonherstellung er-
folgt sogar ausschließlich
über Schiene, da sowohl alle
Zementwerke in Österreich als
auch die Baustelle Aspern über
ein Anschlussgleis verfügen.
Insgesamt werden gegenüber
herkömmlichen Baustellen-
abwicklungen dadurch rund
100.000 Schwerlast-Lkw-
Fahrten eingespart.
Wirklich machbar wurde
diese Bauweise aber erst durch
das Beharren der Betreiber auf
Lkw-Vermeidung. Insbeson-
dere die Betonherstellung mit
Baustellen-Kies vor Ort in der
erforderlichen Qualität wurde
von sämtlichen Firmen der
Bauwirtschaft stark angezwei-
felt. Rein gesetzlich wird auch
derzeit ein Projektwerber nicht
einmal angehalten, diese Option
zu prüfen. Ökonomie und Öko-
logie müssen kein Widerspruch
sein. Volkswirtschaftlich rech-
net sich dies durch Einsparung
von Lkw-Folgekosten allemal.
In Zeiten stark steigender
Wohnungspreise stehen aber
betriebswirtschaftliche Errich-
tungskosten auf dem Prüfstand.
Auch hier schreibt die Baustelle
Aspern Süd eine Erfolgsstory.
„Für die Bauwirtschaft bedeu-
tete dieser Arbeitsprozess, also
Nass- und Trockenaufbereitung
von Kies, Bahntransport bei Ze-
ment, Miete für Zwischenlage-
rung, insgesamt sogar eine Min-
derung von 4,5 Prozent beim
Betonpreis“, sagt DI Thomas
Romm von der Bietergemein-
schaft ROMM/MISCHEKBau-
abwicklung Aspern Süd nicht
ohne Stolz. Auf Basis dieser
Erfahrungswerte steht jetzt fest,
dass sich der innovative Einsatz
solcher Baustellenbetonanlagen
schon ab 40.000 m
3
Beton, also
ab einer Projektgröße von 400
Wohnungen, rechnet. Eine An-
lage für etwa dieses Volumen
wurde auch kürzlich am Haupt-
bahnhof Wien im Sonnwend-
viertel in Betrieb genommen.
Dies setzt freilich auch voraus,
dass auf der Baustelle genügend
Platz für die Zwischenlagerung
von Aushubmaterial zur Verfü-
gung steht und der Bauherr dies
von Beginn an bei der Planung
einbezieht.
Eine logistisch gut struk-
turierte Baustelle steht und
fällt mit einem kontrollierten
Be
trieb
Baustellenportier: Ökobau statt Schwarzbau
ISHAP ist eine elektronische Personalerfassung auf Baustellen, die durch
die Technologieagentur der Stadt Wien GmbH gefördert wurde. Sie soll
Schwarzarbeit sowie Lohn- und Sozialdumping verhindern. Auf dieser Basis
können auch umweltpolitische Ziele verfolgt werden.
Umweltfreundlich bauen
RUMBA (Richtlinie für umweltfreundliches Bauen) ist ein Programm
der Stadt Wien für umweltfreundliche Baustellenabwicklung. Seit
2001 werden Musterbaustellen initiiert, die Abfall, Feinstaub, Lärm
und Lkw-Verkehrsaufkommen reduzieren. Mehr unter
-
info.at
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Wirtschaft & Umwelt 1/2014
Seite 27
Eine gut durchdachte Baustellen­
logistik kann sowohl Umweltschäden
als auch Baukosten minimieren.
Baukasten I
„Bahnbrechender“ Baustellenverkehr
Sofern ein Bahnanschluss vorhanden, müsste die umwelt-
freundliche Bahn auch bei Großbaustellen „am Zug sein“.
Vom Abtransport von Oberbaumaterialien über Aushub-
material bis zur Überstellung von Baumaschinen reichen
im Prinzip die Möglichkeiten. In der Realität scheitert dies
aber auch aufgrund der Öko-Bilanz. Der Güterumschlag
mit Off-Roadern (z. B. Radlader), die Diesel-Traktion, aber
auch betriebswirtschaftliches Kalkül vereiteln dies. Beim
Bau von ÖBB-Tunnelbauten und vom Hauptbahnhof Wien
erfolgt der Transport von Hubmaterial auf Schiene. In
Wien-Aspern erfolgt die Schienen-Zustellung von Zement
zur Baustelle sogar ab Fabrik.
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