Wirtschaft & Umwelt 1/2014
Seite 19
Entgegen weit verbreiteten Vorur-
teilen ist Österreichs Wirtschafts-
standort nicht abgesandelt. Öster-
reich befindet sich seit mehr als 20
Jahren in der Gruppe der wohlha-
bendsten Länder der EU. Trotzdem
ist die Industrieproduktion in
Österreich deutlich stärker als im
Durchschnitt der EU gewachsen.
Der Anteil des Produktionssektors
am Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag
2010 daher mit 29,2 Prozent nicht
nur klar über dem europäischen
Schnitt von 24,7 Prozent, er ist
auch höher als in Deutschland,
Japan, den USA oder
der Schweiz. Ein
Blick auf die Fakten
beweist also, dass
Österreichs Indust-
rie exzellente Rah-
menbedingungen
vorfindet.
Österreichs Industrie
Ausgezeichnete
Bedingungen
Standort Österreich
Andreas Schibany beschäftigt sich im A&W-Blog
mit dem Wirtschaftsstandort Österreich:
.
arbeit-wirtschaft.at/standort-oesterreich
Wettbewerbsrankings
Miriam Rehm zeigt auf, wie wenig aussagekräftig
die meisten Rankings der Wettbewerbsfä-
higkeit sind:
Archiv/2012_38_3/2012_38_3_0615.pdf
Österreich: Sehr gut
J. Thoman und R. Lang zeigen warum:
ramponiert-noch-abgesandelt-ein-fakten-
check-zum-wirtschaftsstandort/
Produktivität um zehn Prozent höher ist.
Beides scheint schwer realisierbar. Al-
lerdings bedeutet dieses Resultat auch,
dass die Energiepreise nur ein Faktor un-
ter vielen anderen Standortfaktoren sind.
In diesem Zusammenhang darf auch
nicht vernachlässigt werden, dass hohe
Energiepreise auch einen Innovations-
anreiz für Unternehmen darstellen kön-
nen, erhöhen diese doch den Anreiz in
die Erforschung und Entwicklung neu-
erer und effizienterer Technologien zu
investieren, was mittelfristig den Wohl-
stand steigert. Auch wenn die Frage, ob
der Kosteneffekt oder der Innovations-
effekt überwiegt, in der Wissenschaft
umstritten ist, ist unbestritten, dass hohe
Energiepreise zumindest für einige sehr
energieintensive Unternehmen ein Pro-
blem darstellen. Damit, dass hohe Ener-
giekosten gerade die Ärmsten besonders
stark treffen, beschäftigt sich Dorothea
Herzele im Beitrag ab Seite 21.
Paradoxerweise ist aber nicht nur die
Förderung von Schiefergas aus Um-
weltgründen umstritten, auch die Unter-
schiede in den Energiepreisen zwischen
den USA und Europa sind kein rein wirt-
schaftspolitisches, sondern auch ein um-
weltpolitisches Problem. Führen doch
die niedrigen Preise für Erdgas dazu,
dass in den USA weniger Kohle ver-
braucht wird. Dies führt aber dazu, dass
der Weltmarktpreis von Kohle sinkt,
was wiederum einen steigenden Kohle-
verbrauch in Europa bewirkt.
Versucht man die gleiche Menge an
Strom mit Kohle und mit Gas zu er-
zeugen, so verursacht die Verbrennung
der Kohle etwa doppelt so hohe Treib-
hausgasemissionen. Außerdem sind
Gaskraftwerke viel geeigneter in einem
Energiesystem mit einen hohem Anteil
an Sonnen- und Windstrom. Denn die
Erzeugung von Strom aus Windrädern
oder Photovoltaikanlagen ist wetterab-
hängig und schwankt daher sehr stark.
Gaskraftwerke können aber deutlich
schneller hochgefahren werden als Koh-
lekraftwerke und sind daher besser in der
Die Transportinfrastruktur für Erdgas muss ausgebaut werden.
Gute Energiepolitik setzt auf Energie
effizienz. Das sichert Wohlstand und
Arbeitsplätze und schützt die Umwelt.