und vermögenden Personen verursacht
werden. Diese erzeugen durch ihr Mo-
bilitätsverhalten höhere Emissionen und
verbrauchen deutlich mehr Energie.
Aber auch Großkonzerne leisten ihren
Beitrag zur Verschärfung vieler Umwelt-
probleme. Selbst wenn die Kosten der
Umweltverschmutzung die Profite über-
steigen, wird dies häufig nicht berück-
sichtigt, weil sie (z.B. die Behandlung
von Atemwegserkrankungen, der Wie-
deraufbau nach Unwetterschäden, die
Reinigung von verschmutztem Wasser)
die Allgemeinheit zu tragen hat, wäh-
rend die Profite in die Taschen weniger
Profiteure wandern. Diese Beobachtung
veranlasste James K. Boyce dazu zu zei-
gen, dass ungleiche Machtverteilungen
tendenziell zu mehr Umweltverschmut-
zung führen.
Verstärkt wird dies noch dadurch, dass
im Neoliberalismus nur der kurzfristige
Profit wichtig und viele langfristig für
die Gesellschaft rentable Investitionen
nicht interessant sind. Daher bringen ei-
nige Firmen Produkte auf den Markt, die
so konstruiert sind, dass sie besonders
schnell kaputt werden. Dieses Phänomen
ist unter dem Namen „geplante Obsoles-
zenz“ bekannt und geht nicht nur zulasten
des Budgets des Käufers, sondern sorgt
auch für einen höheren Ressourcenver-
brauch und für mehr Umweltbelastung.
ungleichheit beseitigen
Auch deshalb kann man sich die Fra-
ge stellen, ob wirtschaftspolitische Maß-
nahmen wie etwa eine verstärkte Um-
verteilung nicht auch positive Effekte
auf die Umwelt hätten. Studien zeigen,
Fotos: schuh (2)
Betrachtet man hingegen globale
Umweltprobleme, so zeichnet sich ein
düstereres Bild ab. So steigen die CO
2
-
Emmissionen weltweit, trotz der beacht-
lichen Erfolge in Ländern wie Deutsch-
land oder Großbritannien, weiterhin
an. Das Umweltprogramm der UNO
(UNEP) stellt nach einer weltweiten
Betrachtung von 90 umweltpolitischen
Ziele fest: Die Lage hat sich nur bei vier
Zielen deutlich verbessert, bei 40 gab es
einige Verbesserungen, bei 24 kaum bis
keinen Fortschritt, acht haben sich sogar
verschlechtert und bei 14 konntemangels
Daten keine Aussage getroffen werden.
technischer fortschritt
allein ist zu wenig
Bei vielen dieser Probleme zeigt sich,
dass technische Innovationen alleine
nicht immer ausreichen, um ökologische
Probleme zu lösen. Hier kommt der so
genannte Rebound-Effekt ins Spiel (Kas-
ten Seite 17). Verbraucht etwa ein neues
Gerät aufgrund einer technologischen
Innovation deutlich weniger Energie, so
kann diese Ersparnis auch dazu genutzt
werden, das entsprechende Gerät aus-
giebiger zu benutzen. Diese verstärkte
Nutzung von energiesparenden Gerä-
ten macht aber einen Teil des erhofften
Energiespareffektes wieder zunichte.
Technologische Lösungen werden im-
mer einen wichtigen Beitrag zu mehr
Umweltschutz leisten. Gleichzeitig
verlangt die Lösung umweltpolitischer
Probleme aber auch flankierende (wirt-
schafts-)politische Maßnahmen. Dabei
muss sichergestellt sein, dass diese nicht
zu Lasten der Schwächeren gehen: Diese
tragen heute schon die Hauptbelastung
der Umweltverschmutzung, während sie
zu deren Verursachung kaum etwas bei-
tragen. So leiden finanziell benachteiligte
Familien, v.a. die Kinder, etwa besonders
häufig an durch Luftverschmutzung aus-
gelöste Atemwegserkrankungen. Die
durch den vom Menschen verursachten
Klimawandel vermehrt auftretenden ex-
tremen Wetterereignisse machen insbe-
sondere den Ärmsten zu schaffen, z. B.
Überschwemmungen in Bangladesch, da
diese meist wenig mobil und demWetter
am schutzlosesten ausgeliefert sind.
ÄRMERE STARK BETROFFEN
Aber nicht nur auf globaler Ebene sind
die Ärmsten besonders stark von Um-
weltverschmutzung betroffen. Auch im
vergleichsweise wohlhabenden Europa
zeigt sich, dass Kinder, die in finanziell
benachteiligtenFamilienaufwachsen,be-
sonders häufig unter Luftverschmutzung
und den dadurch ausgelösten gesundheit-
lichen Problemen leiden. Weiters sind
ärmere Kinder häufiger von Lärmbelas-
tung betroffen. Das liegt unter anderem
daran, dass monetär benachteiligte Fami-
lien besonders oft in Wohngegenden mit
hoher Luftverschmutzung und starker
Lärmbelastung leben müssen. Deutsche
Studien weisen sogar darauf hin, dass bei
gesellschaftlich benachteiligten Kindern
höhere Konzentrationen des Umweltgif-
tes Blei im Blut nachweisbar sind. Hier
zeigt sich, dass umweltpolitische Maß-
nahmen auch eine wichtige sozialpoliti-
sche Komponente aufweisen: Gerade die
Ärmsten der Armen haben die gerings-
ten Möglichkeiten Umweltbelastungen
zu vermeiden. Das ist besonders unge-
recht, weil Umweltprobleme sehr stark
von überdurchschnittlich wohlhabenden
Ungleichheit
Die Ökonomen Simon Sturn und Till van Treeck
untersuchen, warum steigende Ungleichheit
sowohl für die aktuelle Wachstumsschwäche
als auch für Umweltprobleme verantwortlich ist.
Umwelt
Überblick über die soziale Verteilung von Umweltbe-
lastungen bietet das deutsche Umweltbundesamt:
/
umweltdaten/public/theme.do;jsessionid=F8561B57
1118342833544A0AD573B536?nodeIdent=5717
Arbeit
Der Ökonomienobelpreisträger Joseph E. Stiglitz
analysiert, warum die Arbeitszeiten nicht deutlich
stärker reduziert wurden. www2.gsb.columbia.
edu/faculty/jstiglitz/download/papers/2007_Gene-
ral_Theory_Consumerism.pdf
ENTKOPPELLUNG
Was unterscheidet relative und absolute
Entkoppelung? Von relativer Entkoppelung
spricht man, wenn es gelingt, die Umweltaus-
wirkungen pro erzeugte Menge zu reduzieren.
Wird gleichzeitig mehr produziert, so kann die
Umweltbelastung aber trotzdem steigen. Von
absoluter Entkoppelung spricht man hingegen,
wenn die Umweltauswirkungen insgesamt
zurückgehen.
Seite 16
Wirtschaft & Umwelt 3/2012
Schwerpunkt
NACHhaltigkeit
Die neoliberale Politik ist der
Hauptverursacher von Umwelt­
verschmutzung.
1...,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15 17,18,19,20,21,22,23,24,25,26,...36