auch ein Hort des Spekulationswesens.
Das nachhaltige Investment ist eine
Marktaktivität, übrigens nicht unum-
stritten, weil schwer überprüfbar.
Das Bild, das die angeführten Bei-
spiele zeigen, ist nicht erstaunlich, wenn
man bedenkt, dass es keine oder nur un-
verbindliche Standards für CSR gibt und
keine Benchmarks, die einen Vergleich
zulassen würden. Es gibt keine Gewähr,
dass Verantwortung ganzheitlich gelebt
wird und sich nicht auf bloße Imagebil-
dung beschränkt. Erfasst die CSR-Poli-
tik eines Unternehmens doch einmal das
Kerngeschäft, so ist der Unterschied zu
„normalen“ Marktaktivitäten in der Re-
gel nicht nachweisbar. Eine unabhängi-
ge Evaluierung der Angaben der Unter-
nehmen ist nicht vorgesehen.
CSR-Kritiker wie das Netzwerk So-
ziale Verantwortung (NeSoVe) oder die
Arbeiterkammer verlangen daher nach-
drücklich, dass CSR nur dann zu einer
bestimmten Glaubwürdigkeit verholfen
werden kann, wenn ein entsprechen-
der regulativer Rahmen und verbindli-
che Regeln geschaffen werden. Ob der
von der Bundesregierung im Rahmen
der österreichischen Nachhaltigkeits-
strategie vorgesehene nationale CSR-
Aktionsplan diese Innovation bringen
wird, kann bezweifelt werden. Zwar
sind Wirtschafts-, Umwelt- und Sozi-
alministerium am werken, die Art und
Weise des Dialogs mit der Zivilgesell-
schaft erinnert allerdings frappant an
die von manchen Unternehmen organi-
sierten Stakeholderveranstaltungen: Be-
liebigkeit in der Diskussion, alles wird
protokolliert, aber die beteiligten NGOs
haben keinerlei exekutierbaren Einfluss
auf die Entscheidungen.
CSR bleibt so oder so eingebettet in
die derzeit neoliberal geprägte Ökono-
mie. Das Ausmaß von CSR-Aktivitäten
ist abhängig vom erwarteten Erfolg als
Wettbewerbsvorteil. Ein sehr einge-
schränktes Konzept für die soziale und
ökologische Orientierung in der Ausei-
nandersetzung mit einem oft schranken-
losen Profitstreben. Die Schranken muss
die Politik setzen.
£
Fotos: Schuh (1), DOC RABE Media - Fotolia.com (1)
Haftung
Unternehmen und deren Letztverantwortliche
(Vorstand, Aufsichtsrat, etc.) sollen für negative
Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf Umwelt
und/oder Gesellschaft haften.
Einbindung
Schaffung einer Verpflichtung von Unternehmen,
die Stakeholder bei der Auswahl, Implementierung
und Kontrolle von Corporate Social Responsibi-
lity-Maßnahmen einzubinden.
Förderung
Mit Anreizen für CSR-Aktivitäten sollte man vor-
sichtig umgehen. Eine finanzielle Förderung sollte
ausschließlich an die Erfüllung von anspruchsvollen
und selektiven Anforderungen geknüpft werden.
Seite 20
Wirtschaft & Umwelt 3/2012
Schwerpunkt
unternehmen sind löblich und ma-
chen sich ohnedies bezahlt.
Novomatic AG
Novomatic unterstützt den verant-
wortungsvollen Umgang mit dem Spiel,
fördert Kulturinitiativen und den Sport.
Der Wolf im Schafspelz mit viel Mar-
keting. Auch im Parlamentsausschuss,
der heuer die großen Korruptionsfälle
der letzten Jahre untersucht, hat Novo-
matic keine gute Figur gemacht (für die
Akteure gilt die Unschuldsvermutung).
OMV AG
Das Unternehmen verweist auf Com-
munity Development Projekte in Pakis-
tan, das jährlich stattfindende Stakehol-
der Forum und den OMV Future Ener-
gy Fund, mit Projekten zu erneuerbarer
Energie, Energieeffizienz sowie Reduk-
tion der Treibhausgasemission bei der
Gewinnung fossiler Energie.
Der Future Energy Fund hat eine
Doppelfunktion: Einerseits ist er eine
Reaktion auf den öffentlichen Druck
auf die Ölfirmen, andererseits dient er
zur Vorbereitung auf ein international
wachsendes Geschäftsfeld. Wie andere
Firmen aus der Branche hängt sich auch
die OMV gerne ein grünes Mäntelchen
um. Auf dem Stakeholder Forum stellt
die OMV ihre Nachhaltigkeitsberichte
vor. Auf die Forderungen eines Vertre-
ters des Netzwerks Soziale Verantwor-
tung (NeSoVe) nach externer Evaluie-
rung meinte der Vorstandvorsitzende,
er sehe darin keinen Mehrwert für die
OMV.
Telekom Austria Group
Die Telekom Austria beschäftigt sich
mit demverantwortungsvollen und kom-
petenten Umgang mit digitalen Medien,
insbesondere bei Kindern.
Betriebsräte berichten über den ge-
sundheitsgefährdenden Leistungsdruck
bei Telekom. Die Rolle der Telekom
Austria bei der Parteifinanzierung des
BZÖ war beim erwähnten Parlaments-
ausschuss ebenfalls Thema.
Wiener Börse AG
Die Wiener Börse vergibt den Cor-
porate Governance Preis und bietet im
Kerngeschäft nachhaltige Investment-
möglichkeiten an.
Das Unternehmen ist nach eigenen
Angaben die zentrale Institution des ös-
terreichischen Kapitalmarkts und damit
AK-ANTRAG ZUR CSR-BERICHTERSTATTUNG
GESETZLICHE STANDARDS SIND NÖTIG
„Gesetzlich standardisierte, veröffentlichungspflich-
tige Nachhaltigkeitsberichterstattung in Sozial-,
Umwelt- und Gleichbehandlungsfragen“ verlangt
ein im Frühjahr an die Vollversammlung der AK Wien
gestellter Antrag, der derzeit noch im Ausschuss für
Wirtschaftspolitik behandelt wird. In einem ersten
Schritt wird darin gefordert, dass Aktiengesellschaf-
ten, aufsichtsratspflichtige Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GesmbH),
Unternehmen im öffentlichen Eigentum sowie öffentliche Dienstleister, das heißt
auch Universitäten, Schulen, Behörden, Ämter, einer gesetzlich verbindlichen,
standardisierten Offenlegungspflicht zu nichtfinanziellen Leistungsindikatoren
in Sozial-, Umwelt- und Gleichbehandlungsfragen unterliegen müssen. Bei
Verstößen gegen die Offenlegungspflichten sind entsprechende Sanktionen
vorzusehen. Eine Beschlussfassung ist im Oktober 2012 zu erwarten.
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