logische Obsoleszenz“
genannt wird: Fernseher,
die uns vor drei Jahren noch
als Geräte mit unschlag-
barer Bildqualität verkauft
wurden, gelten schon kurz
darauf in der Werbung als
„Dreck“, den man „weg-
hauen“ müsste. Auf viele
Geräte folgt nach wenigen
Monaten bereits das Nach-
folgemodell, oft stellt der
versprochene technische
Fortschritt bei genauem
Hinschauen allerdings kei-
nen tatsächlichen Mehrnut-
zen im Vergleich zu älteren
Modellen dar.
Bei emotional aufgela-
denen Produkten tun sich
viele KonsumentInnen am
schwersten, aber bei be-
stimmten Haushaltsgeräten
scheint eine Umstellung
auf andere Konsummuster
möglich. Müssen wir eine
Waschmaschine wirklich
in Besitz nehmen, um über
saubere Wäsche zu verfü-
gen? Wir kaufen doch auch
kein Passagierflugzeug, um
in den Urlaub zu fliegen.
Wie wäre es mit einer
gemieteten Waschma-
schine, deren Mietgebühr
vom Energieversorger über
Smart Metering (intelli-
gente Stromzähler) gleich
transparent mit abgerechnet
wird? Solche Modelle gibt
es: Schon vor rund zehn
Jahren hat Electrolux auf
der schwedischen Insel Got-
land ein derartiges Projekt
unter dem Titel „Pay per
Wash“ durchgeführt. Wenn
Produkte im Besitz ihrer
Hersteller verbleiben und
sie ihre Profite über Miet­
einnahmen hereinspielen,
würden die Produkte auto-
matisch langlebig und leicht
reparierbar konstruiert. Der
Elektrohandel hätte mit
der Bereitstellung solcher
„ewig lebender“ Produkte
und der zugehörigen Admi-
nistrierung solcher Produkt-
Dienstleistungssysteme
Zukunft.
GEHEN WIR´S AN!
Zusätzlich ist eine
Steuerreform, die den Ein-
satz begrenzter Rohstoffe
verteuert und menschliche
Arbeit entlastet, notwen-
dig. Die Politik muss die
Rahmenbedingungen für
die Wirtschaft anpassen.
Aber nachdem es naiv ist
anzunehmen, dass vorwie-
gend nationale Politik der
globalisierten Wirtschaft
ordnungspolitische Gren-
zen vorgeben kann, wäre
ein einheitlicher EU-Wirt-
schaftsraum, der auch starke
sozialwirtschaftliche Ak-
teure beinhaltet, Vorausset-
zung. Der EU-Fahrplan für
ein ressourcenschonendes
Europa ist ambitioniert. Es
fehlen zwar konkrete Ziel-
vorgaben, aber die könnten
doch auch von unten kom-
men?
Darum: Zivilgesell-
schaftliches Engagement ist
unverzichtbar. Der Kunde
ist doch angeblich König?
Holen wir uns doch die
Gestaltungsmacht, die wir
laut Interessensvertretern
des Handels haben: „Was
gekauft wird, bieten wir an.“
Geplante Obsoleszenz kann
künftig nur so wirklich ver-
hindert werden.
£
Betrieb
Sozialwirtschaft agiert antizy-
klisch und greift Geschäfts-
felder auf, die keine (großen)
Profite erwarten lassen.
Meist dienen sie der Befrie-
digung echter Bedürfnisse
und nicht werbewirtschaftlich
geschaffener Bedarfe. Oft
wird dadurch Marktversagen
ausgeglichen. So hat das
R.U.S.Z vor 15 Jahren die
Reparaturdienstleistung
neu erfunden, gemeinsam
mit Partnern das Repara-
turNetzWerk Wien initiiert
und innerhalb der letzten 12
Jahre zu einem Qualitäts-
verbund von mittlerweile 55
seriösen Reparaturbetrieben
ausgebaut. Das umfassende
Angebot hat Wien zur repa-
raturfreundlichsten Millionen-
stadt der EU werden lassen!
Dieser Erfolg hat maßgeblich
dazu beigetragen, dass die
EU-Abfallgesetzgebung
(Elektroaltgeräte- und Abfall-
rahmenrichtlinie) durch den
EU-Dachverband für Sozi-
alwirtschaft RREUSE gegen
die Interessen der Industrie
wesentlich mitgestaltet
werden konnte.
ALTERNATIVE
SOZIAL-
WIRTSCHAFT
Broschüre: Reparieren bringt‘s
Die Broschüre des „RepaNet - ReparaturNetzwerk Wien“ erschien im November 2012
in der zehnten aktualisierten Auflage. Sie umfasst Reparaturbetriebe aus sieben Bran-
chen. Im RepaNet bieten gewerbliche Reparaturbetriebe mit viel Know-how Reparatur-
leistungen nach verpflichtenden Kriterien an. Reparieren vermeidet Abfälle und schont
die Rohstoff- und Energieressourcen. Reparaturaufträge tragen zudem zur Erhaltung
von Arbeitsplätzen in der Region bei. Auch vermeintlich kaputte Geräte stellen sich bei
genauem Hinsehen als reparierbar heraus – auch weil absichtlich eingebaute Teile sie
kaputt erscheinen lassen. Mitunter können diese Hemmnisse entfernt werden – und die
Geräte sind wieder für längere Zeit funktionstüchtig. Mehr zum „RepaNet“ unter
Tel.: 01 803 32 32 22 oder auf der Homepage:
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Wirtschaft & Umwelt 4/2012
Fotos: Schuh (1)
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