Wirtschaft & Umwelt 4/2012
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Zukünftige Technologien zur
Emissionsminderung bieten die
Chance, das Problem der Emission
von Luftschadstoffen durch den
Straßenverkehr zu lösen. Leider
bieten diese Technologien auch
die Möglichkeit, falsch angewendet
zu werden. So können zwar unter
Prüfstandsbedingungen hervorra-
gende Schadstoffemissionswerte
erreicht werden, gleichzeitig aber
fällt die Entlastung im realen
Leben, sprich im Fahrbetrieb, er-
heblich geringer aus. Das Problem
ist, dass diese Zusammenhänge
oft sehr komplex sind und die
Aufsichtsbehörden nicht den tech-
nischen Sachverstand besitzen,
um der Industrie gegenzuhalten.
Ironischerweise wurde schon
einmal gefordert, zehn Prozent der
Abgase durch den Innenraum von
KFZ zu leiten. Das Ergebnis wären
wirklich saubere Fahrzeuge.
ZUKUNFT
ENTLASTUNG DURCH
NEUE TECHNOLOGIEN?
Kosten
Die Kosten für einen Dieseloxidationskatalysator
betragen zwischen ca. 100 und 150 Euro, für einen
geschlossenen Partikelfilter ca. 250 bis 350 Euro.
Grenzwerte
Die NO
2
Emissionen eines Euro 4 Diesel-PKW liegen
vierfach höher als die eines Euro 2 Diesel-PKW,
obwohl die NO
x
Emissionen 30 Prozent niedriger
liegen.
Umweltzonen
Die Einführung der Umweltzone mit grüner
Plakette in Berlin hat die Rußbelastung der
Luft in drei Jahren um mehr als die Hälfte ver-
ringert. Damit wird mehr als 500 Menschen
im Jahr das Leben verlängert.
(NO) zu Stickstoffdioxid (NO
2
) im Ab-
gas deutlich beschleunigt, sodass trotz
sinkender Stickoxidemissionen (NO
x
)
die Konzentration von Stickstoffdioxid
(NO
2
) in der Luft an Straßen in den letz-
ten 15 Jahren nicht gesunken, sondern
an manchen Stellen sogar gestiegen
ist. Und keiner soll behaupten, dies war
nicht vorauszusehen. Das deutsche Um-
weltbundesamt hat schon 1994 vor dem
Einsatz von Oxidationskatalysatoren bei
der Abgasbehandlung in Dieselmotoren
gewarnt und darauf hingewiesen, dass
dadurch in Zukunft mit einem Anstieg
der NO
2
-Konzentrationen zu rechnen sei.
Aber die Autoindustrie hat dies negiert,
um die Kosten für den Partikelfilter zu
sparen.
Da die hohen Belastungen in den Städ-
ten vor allem durch Altfahrzeuge verur-
sacht werden 25 Prozent der Fahrzeuge
verursachen 80 Prozent der Schadstoff
emissionen ist nur schwer zu verstehen,
warum in Österreich die Einführung von
effektiven Umweltzonen so verzögert
bzw. verhindert wird.
TRICKS DER MESSTECHNIK
Immer wieder zeigt sich jedoch ein
Problem: die Fahrzeuge halten zwar im
vorgeschriebenen Fahrzyklus bei 25
Grad Celsius die Grenzwerte ein, sobald
aber von diesen wirklichkeitsfremden
Bedingungen abgewichen wird, steigen
die Schadstoffemissionen deutlich an.
Der Einsatz moderner Elektronik macht
dies heute noch einfacher möglich als
vor 20 Jahren, als einfache Schalter und
Sensoren zumEinsatz kamen. So wurden
früher z.B. die Lambdasonden, die das
Benzin-Luftverhältnis im Abgas messen,
bei hoher Geschwindigkeit einfach abge-
schaltet, um mehr Leistung zu erzielen,
mit dem „Erfolg“ drastisch steigender
Benzol- und Kohlenwasserstoffemissi-
onen. Durch Zykluserkennung mit Hil-
fe abgespeicherter Daten und Sensoren
Verkehr ohne Emissionen, ganz ohne Nebeneffekte und Tricks
DIE SCHADSTOFFBELASTUNG DURCH DEN STRAS-
SENVERKEHR KANN BEI KONSEQUENTER ANWEN-
DUNG DER VORHANDENEN TECHNIK GESENKT
WERDEN.