stellen seriöse, durchaus wirt-
schaftsfreundliche, wissen-
schaftliche Institute fest: Allein
durch die Wiederverwendung
von Gebrauchsgütern wird
pro Tonne das entsprechende
Gewichtsäquivalent, also
wiederum eine Tonne an CO
2
-
Emissionen, eingespart, so
TNO Knowledge for Business
). Bei derWieder-/
Weiterverwendung eines drei
Jahre alten PC für weitere drei
Jahre werden nicht nur 105 kg
CO
2
-Emissionen, sondern auch
550 Liter Wasser eingespart,
so die TU Berlin, Fraunhofer-
Institut für Zuverlässigkeit und
Mikrointegration. Bei Haus-
haltsgeräten wird das fünffache
CO
2
-Einsparungspotenzial
durch Wieder- oder Weiterver-
wendung angenommen.
Was machen Hersteller,
um der kapitalistischen Logik
nach permanentem quantita-
tiven Wachstum zu entspre-
chen, wenn bei stagnierendem
Bevölkerungswachstum und
einer Durchdringungsrate der
Haushalte von über 90 Prozent
die Nachfrage nach Waschma-
schinen sinkt? Die Produkte
müssen früher zu Schrott wer-
den! – Logisch? Zunehmende
Ressourcenverschwendung
zum Wohle der Shareholder,
aber zum Nachteil künftiger
Generationen. Und wenn die
konservativen Ökonomen
Recht haben mit dem Wachs-
tumszwang des kapitalisti-
schen Systems, dann muss man
eben das System ändern!
SCHUBUMKEHR
Denn spätestens hier endet
die Nachfrageorientierung
unseres Wirtschaftssystems.
Eine angebotsorientierte Wirt-
schaftsweise bringt ressour-
cenintensive Produkte hervor,
die keiner braucht. Wer braucht
Wegwerf-Produkte mit immer
kürzeren Nutzungszyklen?
Wer braucht Produkte, deren
Promotion einen immer hö-
heren Anteil ihres Verkaufs-
preises verschlingt?
Wir haben zurzeit möglicher-
weise den Höhepunkt des Mate-
rialismus in der Geschichte der
Menschheit erreicht. Dement-
sprechend definieren wir Erfolg
und Wachstum überwiegend in
materiellen Größen. Auf volks-
wirtschaftlicher Ebene zeigt
sich das in der Fixierung auf
das Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Auf individueller Ebene zeigt
sich das im Konsumrausch und
darin, dass es wichtig ist, immer
das Neueste zu besitzen und
etwas Tolleres als die anderen.
Es ist uns nicht gelungen,
das Wirtschaftswachstum vom
Rohstoff- und Energieressour-
cenverbrauch zu entkoppeln.
Mit dem Wirtschaftswachstum
steigt der Verbrauch stetig wei-
ter an, auch wenn wir diesen
Anstieg durch mehr Effizienz
etwas verlangsamen konnten.
Es bleibt dennoch ein kontinu-
ierlicher Anstieg. Nachhaltige
Entwicklung versucht, die drei
Dimensionen Wirtschaft, Natur
und Soziales „unter einen Hut
zu bringen“. Der Naturver-
brauch muss dafür sinken, und
im sozialen Bereich soll die
Lebensqualität der Menschen
bei sinkendem Ressourcenver-
brauch steigen.
Eine häufige Ursache dafür,
dass Produkte rasch weggewor-
fen werden, ist auch die rasante
Beschleunigung von Produk-
tionszyklen. Kommentare aus
dem Umfeld, die man erhält,
wenn man mit seinem unmo-
dernen Handy telefoniert, ma-
chen funktionierende Produkte
zu Müll. „Um dazuzugehören“
braucht es das neueste Modell.
Nur gefestigte Charakter stehen
über diesem sozialen Druck aus
dem Umfeld, der auch „psycho-
Be
trieb
Energieeffizienzlüge II
Waschmaschinen der neuesten Generation brauchen rund drei Stunden
für einen Hauptwaschgang, das Waschmittel wird nicht vollständig aus der
Wäsche gespült, die Wäsche erreicht nur zwei Drittel der angegebenen
Temperatur, so das Ergebnis des KLI.EN-geförderten Projektes Waschma-
schinen-Tuning.
Sozialwirtschaft gefragt
Sozialwirtschaft sorgt für eine stabile, nachhaltige Wirtschaftsent-
wicklung durch Anpassung von Produkten und Dienstleistungen an
echte Bedürfnisse, Förderung einer gerechteren Einkommens- und
Wohlstandsverteilung und die Korrektur von Arbeitsmarktverzerrun-
gen.
Lässt sich bald nichts mehr reparieren?
WASCHMASCHINEN
HALBIERUNG DER NUTZUNGSDAUER
Zu Beginn des R.U.S.Z im Jahr 1997 lag die durchschnitt-
liche Gebrauchsdauer von Waschmaschinen noch bei 12
Jahren. Heute liegt sie bei 6,5 Jahren. Das ist nicht nur
diversen Verschrottungsprämien und der Energieeffizienz
lüge zu „verdanken“. Das hat auch mit der Zunahme von
verkauften Billiggeräten zu tun, geplante Obsoleszenz
inklusive! So werden in Österreich pro Jahr 500.000
Waschmaschinen getauscht – das entspricht einer Kette
von Waschmaschinen ohne Zwischenraum entlang der
Westautobahn von Wien bis Salzburg! Und das nur Wasch-
maschinen, und das pro Jahr im vergleichsweise winzigen
österreichischen Markt!
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Wirtschaft & Umwelt 4/2012
Seite 27
GEPLANTE OBSOLESZENZ IST NUR DIE SPITZE
DES EISBERGES – DER EISBERG HEISST
KAPITALISTISCHE MARKTWIRTSCHAFT.