Die Umweltbewegung der siebziger
und achziger Jahre des letzten Jahrhun-
derts erreichte aber nicht nur, dass der
Schadstoffausstoß der Industrie sank,
sondern auch, dass die Qualität der Um-
welt regelmäßig gemessen und dass über
diese Ergebnisse berichtet wird. Euro-
paweit wurden Umweltministerien und
Umweltbehörden gegründet. Regelmä-
ßig soll die Öffentlichkeit über den Zu-
stand der Umwelt informiert werden.
Das Interesse der BürgerInnen an um-
weltrelevanter Information wurde im
Allgemeinen als vorrangig gegenüber
Betriebsgeheimnissen und gegenüber
der Amtsverschwiegenheit eingestuft.
In den USA wurde ein derartiges Gesetz
1986 erlassen, die entsprechende EG-
Richtlinie stammt aus 1990, das öster-
reichische Umweltinformationsgesetz
(UIG) aus 1993.
Diese Erfolge fortzuführen ist keine
einfache Aufgabe. In reichen Ländern
gehören die unmittelbar ins Auge sprin-
genden Umweltbelastungen der Ver-
gangenheit an. Weitere Verringerungen
der Schadstoffbelastungen sind mög-
lich, aber schwieriger. Es braucht dazu
die Weiterentwicklung von technologi-
schen Verfahren, aber auch Unterneh-
men, die in diese Verfahren investieren
können.
Globaler Umweltschutz
Eine Globalisierung des Umwelt-
schutzes zeigt dabei mehrfachen Nut-
zen: in den Entwicklungsländern senkt
sie die Gefährdung der Bevölkerung
durch Schadstoffe und verbessert die
Situation an den Arbeitsplätzen. Für die
Unternehmen in den entwickelten Staa-
ten bedeutet sie eine ausgeglichenere
Wettbewerbsposition, da der Preisdruck
auf Kosten der Umwelt zurückgedrängt
wird. Und sie begünstigt die Weiterent-
wicklung im technischen Umweltschutz
und bei ressourcenschonenden Produk-
tionsweisen. In diesem Sinn kann ein
Eintreten für weltweite Umweltschutz-
standards einen Beitrag zur Sicherung
der industriellen Basis in Österreich und
in der EU leisten.
£
Fotos: Schuh (2)
Umweltinformation
Das Umweltinformationsgesetz (UIG, BGBl. 495/1993)
hat zwei Ziele: den Zugang der Öffentlichkeit zu
behördlichen Umweltdaten zu gewährleisten und
Umweltinformationen systematisch und umfassend
verfügbar zu machen.
Gewässerqualität
Die Belastung der österreichischen Fließgewässer
stammt nur zu einem Teil aus der Industrie. Insbe-
sondere Prozessumstellungen und Kläranlagen in
der Papierindustrie haben hier die Situation stark
verbessert.
EU-Umweltagentur
Umfangreiche Datensammlungen über
die europäische Umweltsituation finden
sich bei der EU-Umweltagentur:
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Wirtschaft & Umwelt 3/2014
Schwerpunkt
auch um das Ziel, dass gemeinschaft-
liche Regeln im Umweltschutz helfen
sollten, die Verzerrung des Wettbewerbs
zwischen den Mitgliedstaaten hintan-
zuhalten. Diese Argumentation wurde
danach immer bedeutender. Anlässlich
des Beitritts Österreichs zur EG im Jahr
1995 forderte die Wirtschaftskammer
ganz in diesem Sinn, dass zukünftig in
Österreich keine Gesetze mehr erlassen
werden sollten, die über die Mindestfor-
derungen der EG im Umweltschutz hin-
ausgehen.
Die zunehmend strengen Regeln im
Umweltschutz haben zu einem Rück-
gang der Umweltbelastung durch die
Industrie geführt. So gingen etwa die
Schwefeldioxidemissionen in Öster-
reich seit den 1980er Jahren bedeutend
zurück, teils durch den Einsatz von Fil-
tertechnologie, teils durch Brennstoff
umstellung. Auch der Rückgang der
Gewässerbelastung durch die Papier-
industrie ist eine der Erfolgsgeschich-
ten des Umweltschutzes in Österreich,
ebenso wie die Verringerung des Aus-
stoßes von Schwermetallen.
Umwelttechnik-Industrie
Diese Maßnahmen haben auch einen
neuen Wirtschaftszweig ins Leben geru-
fen, die Umwelttechnik-Industrie. Diese
stellt die Filter und die Reinigungstech-
nik her, die für die Erreichung der Um-
weltschutzstandards notwendig ist, sie
konzipiert die Neuanlagen, die ältere,
belastendere Produktionsweisen durch
ressourcenschonende Verfahren ersetzt.
Für diese Sparten sind ambitionierte
Umweltschutzstandards jedenfalls för-
derlich.
➔
Der Schadstoffausstoß von etwa 30.000 europäischen Industrieanlagen
(EU-Staaten sowie Schweiz, Liechtenstein, Island, Norwegen, Serbien) wird
heutzutage in einer öffentlichen Datenbank dokumentiert, dem „European
Pollutant Release and Transfer Register“ (E-PRTR,
. Die
Unternehmen sind durch eine entsprechende EU-Verordnung zur Meldung der
Emissionen in Luft, Wasser und Boden verpflichtet. Verwaltet wird die Daten-
bank von der Europäischen Umweltagentur (European Environment Agency,
). Einige Datenreihen sind freilich noch lückenhaft, wie die
EU-Kommission in einem Evaluierungsbericht feststellt (COM(2013) 111).
E-PRTR-Register
Daten zu einzelnen Industrieanlagen