48.000 Legehennen, Junghennen oder
        
        
          Truthühnern,  65.000 Masthühnern,
        
        
          2.500 Mastschweinen und 700 Säuen.
        
        
          Mit dieser UVP-Pflicht konnten auf-
        
        
          grund der Öffentlichkeitsbeteiligung
        
        
          in den vergangen Jahren zwei große
        
        
          Schweinemastprojekte abgewendet
        
        
          werden. Zu groß war die Sorge der Be-
        
        
          völkerung um Grundwasserbelastung
        
        
          und Geruchsbelästigung.
        
        
          Aber auch in Österreich werden im-
        
        
          mer mehr Tiere pro Betrieb gehalten:
        
        
          Hielten 1999 erst 74 Betriebe mehr als
        
        
          800 Schweine pro Betrieb, waren es im
        
        
          Jahr 2010 bereits 644 Betriebe mit ins-
        
        
          gesamt rund 743.000 Schweinen
        
        
          Fehlgeleitete
        
        
          Agrarförderungen
        
        
          Berichte über die unwürdigen Hal-
        
        
          tungsbedingungen gab es in den ver-
        
        
          gangen Jahren viele – allerdings dauert
        
        
          es immer sehr lange, bis sich an den
        
        
          Haltungsbedingungen etwas ändert.
        
        
          Mitverantwortlich dafür ist auch eine
        
        
          fehlgeleitete Agrarpolitik. So werden
        
        
          herkömmliche Stallbauten mit europäi-
        
        
          schen und nationalen Fördergeldern im
        
        
          Rahmen des „Programms für die Länd-
        
        
          liche Entwicklung“ seit 1995 unter-
        
        
          stützt. Die Einhaltung der bestehenden
        
        
          Tierschutzstandards ist die Mindestan-
        
        
          forderung bei dieser Förderung – eine
        
        
          besonders artgerechte Tierhaltung er-
        
        
          hält einen höheren Fördersatz. Diese Art
        
        
          der Subventionierung erschwert Verän-
        
        
          derungen bei Tierschutzstandards, und
        
        
          lange Übergangsfristen verzögern Ver-
        
        
          besserungen im  Tierschutz. Mehr als
        
        
          zwei Jahre wurde in Österreich das Ver-
        
        
          bot des Kastenstandes bei Schweinen
        
        
          Im Biolandbau geht es den Tieren
        
        
          besser: sie müssen jederzeit ins Freie
        
        
          können und ein besseres Platzangebot
        
        
          haben sie in der Regel auch. Aber auch
        
        
          hier gibt es aus Sicht des Tierwohls Ver-
        
        
          besserungsbedarf:  denn auch Bioferkel
        
        
          werden in den ersten sieben Tagen kas-
        
        
          triert und ihr Schwanz wird kupiert – in
        
        
          Ausnahmefällen ist sogar die Anbinde-
        
        
          haltung bei Rindern zugelassen.
        
        
          Hohe Umweltkosten
        
        
          Auch die Umwelt wird belastet: Die
        
        
          intensive Tiermast braucht viel Tierfut-
        
        
          ter, das größtenteils aus Südamerika im-
        
        
          portiert wird. Mittlerweile wird ein Drit-
        
        
          tel des weltweit angebautenGetreides als
        
        
          Tierfutter verwendet. In Nord- und Süd-
        
        
          amerika werden auf rund 15 Millionen
        
        
          Hektar Sojabohnen ausschließlich für
        
        
          den europäischen Bedarf angebaut – vor-
        
        
          wiegend aus gentechnisch veränderter
        
        
          (GVO) Produktion. Diese Fläche fehlt
        
        
          denMenschen vor Ort für ihre eigene Er-
        
        
          nährung. Zugleich hat dieser Anbau hohe
        
        
          negative Auswirkungen auf die Umwelt:
        
        
          Rodungen des Regenwaldes gefährden
        
        
          das Klima und die Artenvielfalt, die Bö-
        
        
          den und das Grundwasser werden durch
        
        
          den Pestizideinsatz verunreinigt.
        
        
          Österreich benötigt jährlich rund
        
        
          570.000 Tonnen importiertes Soja-
        
        
          Futtermittel, davon stammen rund 75
        
        
          Prozent aus GVO-Anbau. Eine Alterna-
        
        
          tive für diesen Import kann mittelfristig
        
        
          „Donau-Soja“ sein. Die Initiative für das
        
        
          gentechnikfreie „Donau-Soja“ ist von
        
        
          Österreich ausgegangen – die Basis für
        
        
          die GVO-freie Zertifizierung bilden die
        
        
          Richtlinien in Österreich und Deutsch-
        
        
          land. Damit sollen die Importe aus
        
        
          Lateinamerika durch in Europa produ-
        
        
          ziertes GVO-freies Soja abgedeckt wer-
        
        
          den. Im Jahr 2013 konnten rund 70.000
        
        
          Tonnen GVO-freies „Donau-Soja“ auf
        
        
          dem Markt angeboten werden. Für 2014
        
        
          stehen rund 200.000 Tonnen zur Verfü-
        
        
          gung.
        
        
          Unlautere Fleischbranche
        
        
          In Deutschland waren über Jahre hin-
        
        
          weg unfaire Löhne in der Fleischbranche
        
        
          an der Tagesordnung. Die großen Fir-
        
        
          men wie Tönnies, Vion und Westfleisch
        
        
          beauftragten Fremdfirmen mit der Zerle-
        
        
          gung von Rindern, Schweinen etc. Diese
        
        
          Firmen bezahlten ihren ArbeiterInnen,
        
        
          diegrößtenteils ausPolen, Rumänienund
        
        
          Bulgarien kommen, Durchschnittslöhne
        
        
          von drei bis fünf Euro pro Stunde. Erst
        
        
          unter der neuen Regierung von Merkel/
        
        
          Gabriel wurde vereinbart, dass es künf-
        
        
          tig Tariflöhne in allen Branchen geben
        
        
          müsse, ein Mindestlohn von 8,50 Euro
        
        
          pro Stunde wurde festgesetzt.  Deutsch-
        
        
          land konnte sich durch diese geringeren
        
        
          Lohnkosten einen Preisvorteil von 30
        
        
          bis 40 Euro je Schwein  erwirtschaften
        
        
          und seine Schweineschlachtungen in-
        
        
          nerhalb von zehn Jahren von 40 auf 60
        
        
          Millionen pro Jahr steigern. Auch auf die
        
        
          österreichische Fleischbranche wuchs
        
        
          angesichts der unlauteren Bedingungen
        
        
          Deutschlands der Druck, die Kollektiv-
        
        
          vertragslöhne zu unterlaufen. Laut An-
        
        
          gaben des ÖGB werden bei KollegInnen
        
        
          aus Ungarn und anderen EU-Ländern
        
        
          Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie
        
        
          Überstundenzuschläge oft nicht ausbe-
        
        
          zahlt und statt FacharbeiterInnen immer
        
        
          öfter ungelernte Kräfte eingesetzt.
        
        
          Umweltverträglichkeit
        
        
          Besonders große Tierhaltungspro-
        
        
          jekte unterliegen in Österreich einer
        
        
          Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP).
        
        
          Laut Gesetz können sich „Intensivtier-
        
        
          haltungen vor allem als Geruchs- und
        
        
          Lärmbelästigungen, Luftemissionen,
        
        
          Abwasseremissionen, Beeinträchti-
        
        
          gungen von Grund- und Oberflächen-
        
        
          wasser sowie als Beeinträchtigungen
        
        
          von Böden durch Wirtschaftsdünger
        
        
          manifestieren“. UVP-pflichtig sind in
        
        
          Österreich Projekte ab einer Größe von
        
        
          Industrialisierte Landwirtschaft
        
        
          Der Film „Unser täglich Brot“ des österreichischen Filme-
        
        
          machers Nikolaus Geyerhalter zeigt die Mechanisierung in
        
        
          der Landwirtschaft äußerst anschaulich.
        
        
        
          Fleischatlas 2014
        
        
          Er liefert Daten und Fakten über Tiere
        
        
          als Nahrungsmittel. 
        
        
        
          fileadmin/bundnet/publikationen/landwirt-
        
        
          schaft/140108_bund_landwirtschaft_fleisch-
        
        
          atlas_2014.pdf
        
        
          Pflanzenbetonte Küche
        
        
          Es gibt einen erhöhten Bedarf nach einer europa-
        
        
          weiten gastronomischen Berufsausbildung, die
        
        
          auf das Gebiet der pflanzlich-basierten Kochkunst
        
        
          spezialisiert ist. 
        
        
        
        
          Fleisch – Alternativen
        
        
          Immer mehr – insbesondere auch junge Men-
        
        
          schen – verzichten auf Fleisch. Laut einer IFES-
        
        
          Studie gaben im Jahr 2013 neun Prozent der
        
        
          ÖsterreicherInnen an, vegan oder vegetarisch
        
        
          zu leben,  2005 waren es laut einer Eurobaro-
        
        
          meter-Umfrage erst drei  Prozent. In 15 Prozent
        
        
          der österreichischen Haushalte lebt mindestens
        
        
          eine Person vegetarisch oder vegan.
        
        
          
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          Wirtschaft & Umwelt  4/2014
        
        
          ➔
        
        
          Schwerpunkt
        
        
          Fleischkonsum
        
        
          Fotos:  Schuh (2)