20
AK FÜR SIE 07–08/2014
bot. Aber darum muss man sich rechtzeitig
kümmern: Gastkinder nahmen im Juni
noch sechs von 104 Horten in Wien auf.
„Jeder sagt, was ihm nicht passt“
Stella geht das ganze Jahr in den Hort. Die
Gemeinschaft unter den Kindern ist für sie
als Einzelkind eine wertvolle Erfahrung. Frei-
tag ist im Hort Gemeinschaftstag. Stella
erklärt: „Es setzen sich alle im Kreis hin und
jeder sagt, was ihm nicht passt.“ Das Her-
umtoben liegt ihr aber sichtlich mehr. Sie
rast mit dem Fahrrad durch den Garten des
Horts. Bei ihr daheim wäre Radfahren in ih-
rem Alter viel zu gefährlich. „Wir wohnen am
Berg oben, da geht das nicht so leicht“,
sagt Stellas Papa.
Auch sonst hat der Hort einiges zu bie-
ten: „In der Gruppe verkleiden sich die
Kinder gerne“, sagt Betreuerin Katharina
Türschell. Stella ist gerne Polizistin, Feuer-
wehrfrau und heute Blumenmädchen. Es
gibt Ausflüge ins Planetarium oder in ver-
schiedene Museen. „Wir haben sie auch
aus Versehen in Archäologie eingetragen,
und sie war ganz begeistert davon“, erin-
nert sich der Vater. Es folgten ein Theater-
und ein Englischkurs. Zu viel wird Stella
das alles keineswegs: „Im Sommer kann
ich auch länger schlafen.“ Wann es
genug ist, sagt Stella schon von allein. Ir-
gendwann am Nachmittag ruft sie den Pa-
pa an und sagt ihm, dass er sie jetzt abho-
len kommen kann.
„Die Badehose mitnehmen“
Ruwen verbringt nun den letzten Sommer
vor seiner Einschulung im Kindergarten.
Gelernt wird hier auch schon einiges; et-
wa welche Tiere es in welchem Erdteil
gibt. Der Spaß steht aber an erster Stelle.
„Die Kinder sollen im Sommer die Bade-
hose mitnehmen“, sagt Kindergartenleite-
rin Birgit Ofner. Die Kleinen haben hier je-
de Möglichkeit zu plantschen. Immer,
wenn das Wetter schön ist, sind alle
draußen im Garten. Über den ist Ru-
wens Vater Heribert Wolfmayr beson-
ders froh: „Dass es hier einen riesen-
großen Garten gibt, ist in unserem
Bezirk nicht selbstverständlich. Das ist
hier wirklich das ganz große Plus.“
Ruwen spielt aber auch gerne
drinnen. Schon mit seinen
sechs Jahren weiß er genau,
was er werden will, nämlich
Architekt. Kirchen haben
es ihm angetan, er formt
sie aus Plastilin oder baut
sie mit Bauklötzen nach.
Hin zum Bildungsgarten
„In Österreichs Kindergärten
sind PädagogInnen und Co. mit viel Herz und Einsatz am
Werk“, sagt AK Präsident Rudi Kaske. „Allerdings braucht es zur Sicherung der Betreu-
ungsqualität bundesweite Standards.“ Daher fordern AK und Gewerkschaften:
■
Weiterer Ausbau der Kinderbetreuung:
insbesondere in der Kleinkind-
betreuung. Auch wenn Wien im Österreich-Vergleich voran liegt, ist der
Bedarf höher.
■
Qualitätsstandards österreichweit:
mit dem Ziel einer gesetzlichen
Regelung der Mindeststandards für Gruppengrößen, Betreuungsschlüssel,
Vorbereitungszeit, Tages- und Jahresöffnungszeiten und Ähnliches.
■
Einheitliche Ausbildungsstandards
für unterstützendes Personal.
Im Kindergarten lernt Ruwen,
welche Tiere wo leben und
hat auch sonst viel Spaß
Fotos: Lisi Specht