Schiefergas – unsicher, nicht nachhaltig
Die große Mehrheit der 23.000 EU-BürgerInnen einer öffentlichen
Konsultation der EU-Kommission sprach sich gegen Fracking in der
EU aus, so die Naturfreunde Internationale, die 500.000 Mitglieder
in 43 Ländern repräsentiert.
Wirtschaft & Umwelt 1/2014
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der „Right2Water“-Initiative
als erstes Bürgerprojekt (Eu-
ropäische Bürgerinitiative –
EBI) seiner Art, die Hürde von
EU-weit einer Million Unter-
schriften zu schaffen. Am Ende
waren es sogar fast 1,7 Milli-
onen gültige Unterschriften.
Die mit Spannung erwartete
Antwort der EU-Kommission
am 19. März war allerdings
inhaltlich sowie demokratiepo-
litisch enttäuschend. Kommis-
sar Maros Sefcovic kündigte
zwar „Verbesserungen“ wie
„eine europaweite öffentliche
Konsultation zu den Rechtsvor-
schriften über Trinkwasser“ an,
diese gehen real jedoch nicht
über alte Aktivitäten hinaus.
Die Kernforderung nach einer
Verhinderung der Wasserli-
beralisierung wurde damit ab-
gelehnt, dass der Kommission
dabei die Hände gebunden
wären. Möglichkeiten gäbe es
aber sehr wohl – etwa durch
den Ausschluss der Wasser-
versorgung aus internationalen
Handelsabkommen.
LS
Atomkraft
Fukushima
Dritter Jahrestag der
Erdbeben-, Tsunami-
und Atomkatastrophe
Um 14.46 Uhr Ortszeit am 11.
März 2011 hat ein Erdbeben der
Stärke 9,0 Japan heimgesucht.
An der Gedenk-Zeremonie
für die fast 20.000 Todesopfer
nahm auch Premierminister
Abe teil. Dieser will die seither
stillgelegten AKWs wieder
hochfahren. Sein Vorgänger
hatte 2012 noch den Atom-
ausstieg verkündet. Durch den
Unfall im AKW Fukushima I
(Höchststufe 7 – katastropaha-
ler Unfall) mussten mehr als
100.000Menschen imUmkreis
von 30 km evakuiert werden.
Hunderttausende in landwirt-
schaftlichen Betrieben zurück-
gelassene Tiere verendeten.
Eine Rückkehr in die konta-
minierten Gebiete wird für die
meisten Menschen nicht mehr
möglich sein. Die Schäden der
Reaktorkatastrophe werden auf
mehr als 150 Milliarden Euro
geschätzt.
HO
Umweltmedizin
Löst Aluminium
Alzheimer aus?
Britischen Medizinern ge-
lang ein Durchbruch.
Die Forscher konnten erstmals
direkt anhand einer Fallstu-
die nachweisen, dass eine
schleichende Vergiftung mit
dem Metall Aluminium zu
Alzheimer führen kann. Wie
die Forscher im „Journal of
Medical Case Reports“ im Fe-
bruar veröffentlichten, fanden
sie im Gehirn eines an einer
aggressiven Form von Alzhei-
mer erkrankten und frühzeitig
mit 66 Jahren gestorbenen
Patienten stark erhöhte Alu-
miniumwerte. Der Mann war
zu Lebzeiten bei seiner Arbeit
Aluminium-Sulfat-Staub aus-
gesetzt.
reports.com/content/8/1/41/
abstract
LS
*
Prof. Dr. Karl Georg Zinn
ist emeri-
tierter Professor der Volkswirtschafts-
lehre der Rheinisch-Westfälischen
Technischen Hochschule Aachen.
Warum sind Keynes
Langfristprognosen be-
züglich kürzerer Arbeits-
zeiten nicht eingetrof-
fen?
Zinn:
Keynes umriss seine
Erwartungen für die „En-
kelgeneration“. Der Pro-
duktivitätsfortschritt
werde anhalten und das
das Pro-Kopf-Einkommen
in den rei­chen Ländern
werde in 100 Jahren um
das Achtfache oder gar
mehr steigen. Dann würde
demWohlstand besser
durch Arbeitszeitverkür-
zung als durch weiteres
Konsumwachstum ge-
dient. Keynes machte
aber zwei Vorbehalte: Kein
starkes Bevölkerungs-
wachstum und keine grö-
ßeren Kriege! Beide Vor-
behalte wurden leider re-
levant. Damit änderte sich
die Entwicklung – vorerst.
Die meisten Kommentato-
ren übergehen die beiden
historisch wesentlichen
Vorbehalte. Wie wäre wohl
die Entwicklung ohne
Krieg und Kriegsfolgen
verlaufen? Nur eine ahis-
torische Ökonomik kann
Keynes vorwerfen, er
hätte sich geirrt.
Welche Zukunftsoptio-
nen haben wir?
Zinn:
Auf der Linie der
Keynes‘schen Langfrist-
prognose weitergedacht
erscheint die Erwartung
äußerst plausibel, dass
die reichen Volkswirt-
schaften ihre Beschäfti-
gungsprobleme und alle
sich daraus ergebenden
sozialpolitischen und ge-
sellschaftlichen Schwie-
rigkeiten nicht lösen
können, ohne sich mental
und strukturell auf ein
Ende hohen Wachstums
umstellen. Die Arbeit
muss neu verteilt werden,
d. h. alle arbeiten weniger,
und niemand ist arbeits-
los. Selbstverständlich
verlangt das sehr weitrei-
chende strukturelle An-
passungen. Ob der ge-
genwärtige Kapitalismus
dazu noch in der Lage ist,
muss leider skeptisch be-
urteilt werden.
Ist ein gutes Leben für
alle möglich, ohne die
Umwelt zu schädigen?
Zinn:
Das Zeitfenster ist
wahrscheinlich schon
geschlossen. Ohne fun-
damental veränderte Ver-
teilungsverhältnisse auf
der Erde wird sich die
längst angelaufene Kata-
strophe nicht mehr
verhindern lassen.
Interview mit Karl Georg Zinn
Wachstumsfetischismus am Ende
Der Ökonom J. M. Keynes verstand seine Theorie als
Instrument zur Lösung des Problems der Arbeitslosig-
keit. Vollbeschäftigung und Wachstum stoßen zuneh-
mend an Grenzen. Weniger arbeiten, weniger wach-
sen? Welche Wege sollen wir in Zukunft beschreiten?
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