chen. Nur das Ziel für die Reduktion der
Treibhausgase soll auf die Mitgliedstaa-
ten aufgeteilt und verbindlich gemacht
werden.
Somit wird derzeit kein Ziel für die
Energieeffizienz bis 2030 festgelegt. Das
ist umso bedauerlicher, als Energieeffi-
zienz die energiepolitische Strategie ist,
die am ehesten die drei oben genannten
Zielsetzungen gemeinsam erfüllen kann:
Durch die Verringerung der Energie-
nachfrage steigert sie die Versorgungs-
sicherheit und schont dabei die Umwelt.
Gleichzeitig verringern Effizienzmaß-
nahmen auch dieKosten, zumindest nach
der Amortisationszeit von Investitionen,
die die effizientere Nutzung von Ener-
gie ermöglichen. Darüber hinaus ist die
Steigerung der Energieeffizienz neben
der Nutzung erneuerbarer Energieträger
der Bereich, in dem die Forschung und
technologische Entwicklung besondere
Fortschritte macht und damit zu neuen
Wachstumsimpulsen führt.
Die EU-Kommission schlägt zwar
vor, dass bis 2030 EU-weit 27 Prozent
des Energieverbrauchs aus erneuerba-
ren Energieträgern (Wasserkraft, Wind,
Photovoltaik, Holz, …) gedeckt werden
soll. Sie sagt aber nicht, wie dieses Ziel
auf die Mitgliedstaaten aufgeteilt wer-
den soll. Dies ist von vielen Seiten – so
auch in der Stellungnahme der AK – kri-
tisiert worden, da damit eine Begünsti-
gung der Kernkraft verbunden ist. Denn
wenn ein Staat kein Ziel bei den erneuer-
baren Energieträgern erreichen muss, ist
die Verringerung der CO
2
-Emissionen
durch Ersatz fossiler Erzeugung durch
nukleare eine realistische Möglichkeit.
Derzeit geht Großbritannien diesen
dem Maß fossile Brennstoffe – zu-
nächst Kohle, später Erdöl und Erdgas
– genutzt, so dass die Maschinen von
der Verfügbarkeit biogener Brennstoffe
– vor allem Holz – unabhängig wurden.
Das Wirtschaftswachstum, das damit
einher ging, hat auf vielfältige Weise die
Welt von Grund auf verändert.
Der Boden der Realität
Aber zwei Vorgänge machten deut-
lich, dass diese Entwicklung nicht für
immer so weiter gehen kann: Zum ei-
nen zeigte die Ölkrise 1973, dass die
wachsende Abhängigkeit vom Erdöl zu
geopolitischen Gefahren führen kann
und dass ein sparsamer Umgang mit der
Ressource Erdöl Vorteile haben könnte.
Zum anderen wurden in den 1980er Jah-
re auch die Indizien immer dichter, dass
die steigenden CO
2
-Emissionen eine Er-
wärmung des Klimas der Erde und damit
eine Gefahr für Landwirtschaft, Wetter
und Meeresspiegel bewirken würden.
Seit damals ist klar geworden,
dass Energiepolitik verschiedene Zie-
le gleichzeitig zu verfolgen hat. Drei
Forderungen gilt es zu erfüllen: die Si-
cherheit der Versorgung mit Energie,
die Deckung des Energiebedarfs zu
geringen Kosten und schließlich die Er-
haltung eines guten Umweltzustandes.
Doch so klar diese Ziele auf den ersten
Blick wirken, so widersprüchlich kön-
nen Maßnahmen sein, mit denen sie
erreicht werden sollen. Während einige
Staaten – etwa Frankreich, Schweden
und Großbritannien – auf Nuklearener-
gie als Energiequelle setzen, die durch
Diversifizierung der Energieträger zur
Sicherheit der Energieversorgung bei-
trägt und die wegen der CO
2
-Neutralität
die Umwelt schont, sprechen sich ande-
re Staaten vehement gegen die Nutzung
der Atomkraft aus, da sie Schäden für
die Umwelt befürchten und darauf hin-
weisen, dass Nuklearenergie eine beson-
ders teure Form der Energieversorgung
darstellt. Der Ausbau der Windkraft
wiederum führt zwar unmittelbar zu ei-
ner Verringerung der CO
2
-Emissionen,
aber erfordert die Verfügbarkeit anderer
Kraftwerke, wenn der Wind auslässt,
sowie den Bau neuer Stromleitungen –
beides Faktoren, die die Kosten in die
Höhe treiben.
Die Krise als Chance
Schließlich ist nicht von vornherein
klar, wie sich Veränderungen im Ener-
giemix und bei den Energiepreisen auf
die wirtschaftliche Situation von Unter-
nehmen und auf die Gesamtwirtschaft
auswirken. So schwächte die Ölkrise
1973 zwar zunächst das Wirtschafts-
wachstum, doch in der Folge kam es zur
Entwicklung neuer Technologien, bei
denen die effiziente Nutzung von Ener-
gie erstmals im Mittelpunkt stand und
die neue Wachstumsimpulse setzten. So
lassen sich für alle energiepolitischen
Entscheidungen Für und Wider anfüh-
ren. Dies ist das Spannungsfeld, in dem
die EU-Kommission den Vorschlag für
die Klima- und Energieziele bis 2030
ausgearbeitet hat.
Weg des geringen
Widerstands
Die EU-Kommission ist dabei nicht
besonders mutig vorgegangen. Wäh-
rend die Klima- und Energiepolitik
der EU derzeit von drei Zielen geleitet
wird – einem Ziel für die Reduktion der
Treibhausgase, einem für die erneuer-
baren Energieträger und einem für die
Steigerung der Energieeffizienz –, die
alle für jeden Mitgliedstaat festgelegt
sind, werden im Entwurf für 2030 nur
zwei Ziele vorgeschlagen: Der Ausstoß
an Treibhausgasemissionen soll im Jahr
2030 um 40 Prozent geringer sein als
1990, und der Anteil der erneuerbaren
Energieträger am energetischen End-
verbrauch soll EU-weit 27 Prozent errei-
Folgenabschätzung
Der Vorschlag der Kommission und die begleitende
Folgenabschätzung mit den zugrunde liegenden
Szenarien finden sich auf der Seite
.
eu/clima/policies/2030/documentation_en.htm
CO
2
-Emissionen
2012 stammten in Österreich 21,1 Prozent der ener-
giebedingten CO
2
-Emissionen aus der Stromerzeu-
gung, 26,6 Prozent aus der Industrie, 36,6 Prozent
aus dem Verkehr und 15,6 Prozent vom Heizen mit
Öl und Gas.
AK & Klimaziele
Der Beitrag der AK zur öffentlichen Konsul-
tation der Kommission zu den Klima- und
Energiezielen bis 2030 findet sich unter:
.
html?doc_id=301&vID=77
EU-Kommission
als Vorreiter
Bei der Klimakonferenz in Paris, die Ende
2015 stattfinden wird, sollen die Klimaziele be-
schlossen werden, die ab 2020 gelten. Mit der
Festlegung, die Emissionen an Treibhausgasen
bis 2030 um 40 Prozent zu verringern, will die
EU-Kommission die anderen Staaten dazu
drängen, sich auch zu ehrgeizigen Zielen zu
verpflichten.
Seite 16
Wirtschaft & Umwelt 1/2014
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Schwerpunkt
Klima & Energie
Fotos: Schuh (2)