onald Coase, ein britisch-
amerikanischer Nationalökonom
und Träger des Ökonomie-
Nobelpreises, veröffentlichte 1960 eine
Untersuchung mit dem Titel „The Prob-
lem of Social Cost“ („Das Problem so-
zialer Kosten“). Darin untersucht er ver-
schiedene Rechtsstreite, bei denen es
zumeist um Duldung oder Unterlassung
von Störungen zwischen NachbarInnen
geht. Er zeigt, dass der Schädiger und
der Geschädigte jedenfalls eine Lösung
aushandeln können, bei welcher der
eine dem anderen für die Unterlassung
oder für die Duldung eine bestimmte
Abschlagszahlung leistet.
Das Überraschende an dieser Un-
tersuchung ist nicht so sehr, dass es
eine „marktförmige“ Lösung nahe legt,
sondern, dass diese Lösung unabhängig
davon, ob der Schädiger oder der Ge-
schädigte vor Gericht Recht bekommen,
eine optimale Resourcenallokation
(Zuordnung und Verteilung knapper
Ressourcen) sicherstellt.
Beispielsweise sollte auf Anordnung des
Gerichts ein Konditor den Betrieb einer
Maschine einstellen, da ein benachbarter
Arzt auf Unterlassung geklagt hatte,
da er nicht ordinieren konnte, während
die Maschine lief. Coase zeigt, dass
unabhängig von der Entscheidung des
Gerichts der Arzt und der Konditor sich
auf eine Zahlung einigen können: Wenn
der Verlust des Konditors
infolge des Stillstands
der Maschine größer ist
als der Verlust des Arztes
infolge eingeschränkter
Ordinationszeiten, zahlt
der Konditor dem Arzt
etwas mehr als dessen
Verlust und betreibt die
Maschine weiter. Dies
stellt den Arzt besser als das Gerichtsur-
teil es tat.
Diese Erkenntnis wurde vom neolibe-
ralen Ökonomen George Stigler – wie
Coase ein Nobelpreisträger der Ökono-
mie – aufgegriffen und der umsichtigen
Auflistung der Voraussetzungen, unter
denen das Resultat gilt, entkleidet.
Dann zog er es als Begründung heran,
weshalb das Problem externer Kosten
(die Coase eben „soziale Kosten“ nennt)
am effektivsten durch den Markt gelöst
werden könne. In dieser popularisierten
Form wurde die Arbeit von Coase als
„Coase-Theorem“ bekannt.
Heutzutage ist die „Internalisierung
der externen Kosten“ als Rezept gegen
Umweltschäden derart
geläufig, dass es schon
einer gewissen Anstren-
gung bedarf, in anderen
Bahnen zu denken. So
überrascht es nicht, dass
auch viele Umweltschütze-
rInnen hoffen, in einer Welt,
die nur „ökonomisch“
spricht, ihr Anliegen
vermitteln zu können, wenn sie über die
Umwelt und die Leistungen von Ökosys-
temen in Geldeinheiten sprechen.
Vielleicht ist es in dieser Situation
angebracht, Coase selbst zu zitieren,
der gegen Ende des erwähnten Artikels
schreibt, dass Probleme der Wohl-
fahrtsökonomie schlussendlich in einer
Untersuchung von Ästhetik und Moral
aufgehen.
Soziale Kosten
Internalisierung externer Kosten
R
Umweltschutz als Ware: Kann die Privatisierung von Nutzungsrechten die Umwelt vor Zerstörung retten?
Wirtschaft & Umwelt 2/2013
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