AK Für Sie - Mai 2014 - page 21

Noch Fragen?
wien.arbeiterkammer.at
AK FÜR SIE 05/2014
21
Mehr Ganztagsbetreuung
„Genug Zeit für die Kinder
und trotzdem die Chance, einem guten Beruf nachzuge-
hen – das sollte Müttern und Vätern zustehen“, sagt AK Präsident Rudi Kaske. Dafür
fordert die Arbeiterkammer von Politik und Betrieben:
Der Ausbau der Kleinkindbetreuung
sowie von Nachmittagsbetreuung und
Ganztagsschulen muss zügig fortgesetzt werden. Kindergarten und Hort sollen
ganzjährig verfügbar sein, es soll keine Lücken in den Ferien geben.
Die Elternteilzeit wird gut angenommen
und verhilft Arbeitneh-
merInnen zu familienfreundlichen Arbeitszeiten. Deswegen soll sie auch
in Betrieben mit weniger als 21 ArbeitnehmerInnen eingeführt werden.
Alleinerzieherinnen müssen besser unterstützt werden
und sollen bei ganztägigen Betreuungsangeboten und bei
Ferienbetreuung vorrangig zum Zug kommen.
Erhöhung der Pflegefreistellung
auf zwei Wochen jährlich,
auch bei durchgehender Krankheit des Kindes.
tigen Eltern mit Kindern unter 12 eine
Ganztagsbetreuung. Trotzdem wünscht
sich auch dort noch die Hälfte der Eltern
eine ganztägige Betreuung.
Auch Daniela Höller hatte Probleme,
einen öffentlichen Hort für Stefan zu fin-
den, und musste auf ein teureres Privatan-
gebot ausweichen. Das fehlende Angebot
ist nicht ihre einzige Kritik am bestehenden
System, auch dass Alleinerziehenden
nicht mehr Pflegefreistellung zusteht als
ArbeitnehmerInnen in Partnerschaften, fin-
det sie unfair. „Ich finde, dass zwei Wo-
chen Pflegefreistellung einfach zu wenig
sind. Vor allem, wenn man alleinerziehend
ist und vielleicht mehr Kinder hat – Kinder
werden einfach nicht zur selben Zeit krank.
Es ist sich bei mir immer knapp ausgegan-
gen, aber ich finde es viel zu wenig.“
Alleinerzieherinnen unter Druck
Da trifft es sich gut, dass Sonja Siegert ei-
nen sehr robusten Sohn hat: „Ilias war ei-
gentlich noch nie richtig krank“, sagt sie.
Siegert lebt alleine mit ihrem Sohn, „aber
ob ich wirklich alleinerziehend bin, das weiß
ich nicht. Er ist immer von Donnerstag bis
Samstag bei seinem Vater.“ Das ist dann die
Zeit, in der sie noch mehr arbeitet als sonst.
Alleinerzieherinnen, das zeigt die Stu-
die, stoßen im Gegensatz zu Eltern in Part-
nerschaften auf weniger Verständnis im
Beruf. Nur etwas mehr als die Hälfte kann
jederzeit auf kurzfristige Betreuungspflich-
ten reagieren, bei den anderen Eltern sind
es fast zwei Drittel. Sie arbeiten auch we-
niger häufig in Gleitzeit. Sie sind also nicht
nur in finanzieller Hinsicht benachteiligt,
sondern auch bei den sonstigen Rahmen-
bedingungen.
Sonja Siegert ist auch sehr einge-
spannt, denn eigentlich hat sie zwei Jobs.
Sie ist 30 Stunden im Kinderbüro der Uni
Wien angestellt und arbeitet dort an Pro-
jekten, die Kinder und Jugendliche an die
Wissenschaft heranführen sollen. Dane-
ben ist sie in einem Lernhilfe-Verein tätig.
Für soziale Kontakte bleibt kaum Zeit. Un-
terstützung bekommt sie von ihren Eltern,
die Ilias manchmal abholen oder zum Fuß-
balltraining begleiten. Finanziell kommt sie
mehr schlecht als recht über die Runden
und fühlt sich allein gelassen: „Ich finde,
es gibt zu wenig Unterstützung. Ich
strample mich ab und ziehe gleichzeitig ein
Kind groß und trotzdem muss ich Mitte
des Monats anfangen, jeden Euro zehnmal
umzudrehen.“
TINE BAZALKA
Sonja Siegert freut sich, wenn Ilias Fort-
schritte beim Fußballspielen macht. Oft
wünscht sie sich mehr Unterstützung: „Ich
strample mich ab und trotzdem muss ich
jeden Euro zweimal umdrehen“
1...,11,12,13,14,15,16,17,18,19,20 22,23,24,25,26,27,28,29,30,31,...32
Powered by FlippingBook