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AK FÜR SIE 10/2014
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H
osen ohne Taschen für die Verkäu-
ferInnen, Hosen mit Taschen fürs
Management: Erst nach wochen-
langem Hin und Her mit dem Be-
triebsrat und schlechter Presse nahm die
Firmenleitung von Sports Direct, die kürz-
lich Eybl und Sport Experts übernommen
hat, die „neue Kleiderordnung“ zurück. Fin-
gerprints zur Zeiterfassung sind in Öster-
reich verboten. Auch das wurde erst nach
massiven Protesten des Betriebsrats und
der Gewerkschaft GPA-djp zurückgenom-
men. „Wir hatten bis jetzt ein zermürbendes
Hin und Her mit immer neuen Ansprech-
partnerinnen und Ansprechpartnern“, sagt
Betriebsrätin Claudia Swoboda. „Viele Kol-
leginnen und Kollegen sind seit Jahrzehn-
ten bei Sport Eybl oder Sport Experts und
fühlten sich von einem Tag auf den anderen
wie mögliche Diebe behandelt. Dazu die
Sorge um den Arbeitsplatz, die jeden plagt,
wenn die Firma verkauft wird.“
Über die Proteste der BetriebsrätInnen
wurde in mehreren Medien groß berichtet.
Das Unternehmen erklärte der AK FÜR
SIE auf Anfrage: „Es gibt keinen Konflikt
mit dem Betriebsrat. Deshalb wollen wir
uns auch nicht im Detail äußern“, so Un-
ternehmenssprecherin Judith Gerhofer.
Harte Fouls im
Sporthandel
Kleidervorschriften und Kontrollen sorgen für Unruhe unter
Beschäftigten von Sports Direct. Der Betriebsrat hält dagegen.
Fotos: Christian Fischer
Gewerkschafter Alois Bachmeier von der GPA-
djp und Zentralbetriebsrätin Claudia Swoboda:
„Immer mehr KollegInnen suchen Rat“
„Die Geschäftsführung hat uns vor
Kurzem neue Gesprächsbereitschaft sig-
nalisiert. Ich hoffe, dass wir nun mehr Ver-
ständnis für die Anliegen der Kolleginnen
und Kollegen finden“, sagt Betriebsrätin
Claudia Swoboda.
Die Sorge um den Job begleitet die
2.000 Beschäftigten seit Monaten: Verlus-
te der Eybl-Experts-Kette in Millionenhöhe
waren schon lange vor dem Verkauf be-
kannt. Der britische Konzern Sports Di-
rect stieg zuerst als Teilhaber ein und über-
nahm dann im Frühjahr 2014 komplett.
„Wir erleben aber auch, dass die Beschäf-
tigten sich in diesen harten Zeiten an uns
halten“, sagt Swoboda. Die BetriebsrätIn-
nen von 13 Filialen arbeiten seit Oktober
2013 eng zusammen.
„Die ArbeitnehmerInnen spüren diesen
Druck“, sagt auch der Gewerkschafter
Alois Bachmeier, der den Betriebsrat von
Seiten der Gewerkschaft GPA-djp unter-
stützt: „Hier wird versucht, systematisch
eine harte, zum Teil unzulässige Betriebs-
kultur durchzusetzen. Da werden wir ge-
genhalten.“
U.B.
Wenn die Firma kontrollieren will . . .
Kamera-Überwachung, Taschenkontrollen, Durchsuchungen:
„Einfach
anordnen – das geht nicht“, sagt AK Arbeitsrechtsexperte Günter Köstelbauer.
Kontrollmaßnahmen,
die die Menschenwürde berühren, sind grundsätzlich unzulässig.
Wenn die Firma eine Tasche kontrollieren will,
bedarf es eines „berechtigten Kontroll-
interesses“, etwa wenn ein konkreter Diebstahlverdacht vorliegt. Generelle Routine-Durchsuchun-
gen für alle MitarbeiterInnen sind nicht erlaubt.
In Betrieben mit Betriebsrat
muss der Einsatz von Kontrollmaßnahmen in einer
Betriebsvereinbarung geregelt werden. Gar nicht erlaubt sind Kontrollen wie die Durchsuchung
von MitarbeiterInnen, die an Leibesvisitationen grenzen.
In Betrieben ohne Betriebsrat
muss
jede Mitarbeiterin/jeder Mitarbeiter einer Kontrollmaßnahme zustimmen.
Wenn Sie entwürdigenden Kontrollen
ausgesetzt sind, wenden Sie sich unverzüglich an
Ihren Betriebsrat, Ihre Gewerkschaft oder Ihre AK.
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