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AK FÜR SIE 10/2014
Jetzt hol ich mir
mein Diplom
Als Erwachsener die Ausbildung machen, die als
Jugendlicher nicht möglich war: Das geht jetzt
mit einem Fachkräftestipendium.
A
ls Manuel Huber seinen Job ver-
lor, war das natürlich zuerst ein-
mal ein negativer Einschnitt im
Leben des 26-Jährigen. Der ge-
lernte Stahlbauschlosser hatte
als Leiharbeiter im Wiener Werk eines Zu-
lieferers für den U-Bahn-Bau gearbeitet.
Als Grund für das
Aus bei der Firma sei
ihm „Arbeitsmangel“
genannt
worden,
sagt er. Aus dem Pro-
blem machte Manuel
Huber eine Chance.
Genug Geld zum Lernen
„Ich habe beim AMS wegen einer Fortbil-
dung angefragt und wurde auf das Fach-
kräftestipendium hingewiesen“, erzählt
Manuel Huber. „Jetzt mache ich die Werk-
meisterausbildung Maschinenbau an der
Technisch-Gewerblichen Abendschule in
Wien. Zu Maschinenbau hatte ich sowieso
schon vorher tendiert.“
Das Fachkräftestipendium ist eine Er-
rungenschaft, für die sich die Arbeiterkam-
mer eingesetzt hat. Erwachsene können
das Stipendium beim Arbeitsmarktservice
beantragen, wenn sie eine reguläre Ausbil-
dung in einem so genannten Mangelberuf
planen; etwa in der Pflege oder in bestimm-
ten technischen Ausbildun-
gen. Das Stipendium ist mit
derzeit 816 Euro monatlich
so hoch, dass Erwachsene
davon leben können.
Manuel Huber glaubt,
dass er beruflich durch die
höhere Qualifikation mehr
Möglichkeiten hat. AK Experte Gernot
Mitter bestätigt das: Insbesondere für Un-
gelernte gibt es immer weniger Beschäfti-
gungsmöglichkeiten. „Einfache Fließband-
arbeiten gibt es kaum noch.“
Kein Problem mit Jüngeren
Nach zehn Jahren im Beruf wieder eine
Schulbank zu drücken macht Manuel Hu-
ber nichts aus: „Während es
früher in der Berufsschule
schon einmal lauter wurde, gibt
es hier keine Störenfriede, das
finde ich positiv.“
Dem zwölf Jahre älteren Mi-
lan Cankovic geht es ähnlich. Er
nutzt sein Fachkräftestipendium
für die Werkmeisterausbildung
in Elektrotechnik. Der 38-Jähri-
ge hat keine Probleme, mit den
viel jüngeren Klassenkamera-
den zusammen zu lernen: „Die
meisten sind 26, 27 Jahre alt,
aber wir gehen sogar zusam-
men ins Wirtshaus.“
Bereits von 2011 bis Mitte 2013 hat
Milan Cankovic eine Ausbildung zum Me-
chatroniker und Elektroanlagetechniker
gemacht, fand aber trotzdem keinen Job.
„Dann habe ich beim AMS gesehen, dass
es dieses Stipendium für Elektrotechnik
gibt. Die Ausbildung hat mich interessiert,
und es war die richtige Entscheidung.“
Bisher ist das Stipendium auf bestimm-
te Ausbildungen begrenzt (mehr im Kasten
rechts). Pro Jahr darf das Arbeitsmarktser-
vice nicht mehr als 25 Millionen Euro dafür
ausgeben. Weil aber nicht nur in diesen
Jobs, sondern generell die Anforderungen
immer höher werden, fordert die AK, dass
die Budget-Begrenzung aufgehoben wird.
AK Präsident Rudi Kaske: „Es soll zusätzli-
che Mittel geben, um die Finanzierung des
Stipendiums zu garantieren.“
Lernen mit Sinn
AK Experte Gernot Mitter: „Mit zusätzlichen
Mitteln könnte die Liste der Ausbildungen
erweitert werden. Schließlich gibt es keine
Erhebungen über zukünftige Qualifikations-
anforderungen; niemand kann sagen, wo in
fünf Jahren die besten Jobaussichten sind.“
Grundsätzlich sollte jede Ausbildung geför-
Fotos: Christian Fischer
Vorwärts im Beruf
Nach zehn Jahren wieder auf
der Schulbank: Manuel Huber
kann durch das Fachkräfte-
stipendium den Werkmeister
in Maschinenbau machen
„Die meisten in der Klasse
sind 26, 27 Jahre alt, aber
wir gehen sogar zusam-
men ins Wirtshaus.“
Milan Cankovic
macht mit 38 Jahren den
Werkmeister in Elektrotechnik
Das Fachkräftestipendium ist ein Erfolg der AK.
Präsident Rudi Kaske verlangt jetzt mehr Mittel dafür